Leben wie bei den Mongolen
Das Ehepaar Katzer hat einige Monate in der Steppe bei Nomaden gewohnt. Die Gefahren: Kälte und Wölfe
Nürnberg. Die frostigen Nächte verbrachten sie in einem einfachen Indianerzelt, tagsüber erforschten sie die Sitten und Bräuche der Einheimischen: Die fränkischen Abenteurer Denis und Tanja Katzer erlebten den Winter bei mongolischen Nomaden — eine extreme Erfahrung.
Sie hätten dabei arktische Kälte von bis zu minus 50 Grad trotzen müssen, sagte Denis Katzer nach der Rückkehr in Schwaig bei Nürnberg.
Die beiden Abenteurer lebten sieben Monate lang bei dem Stamm der Tuwas. Er gehöre zu einem der letzten Nomaden-Stämme, die noch in der Taiga überwinterten und noch weitgehend im Einklang mit der Natur lebten. Mit An- und Abreise dauerte die Expedition 15 Monate.
„Wir haben praktisch am eigenen Leib erleben können, wie es die Rentier-Nomaden schaffen, unter extremen Bedingungen den Winter in der mongolischen Taiga zu überleben“, berichtete das Paar, das bereits vor Jahren mit einer Durchquerung Australiens zu Fuß für Aufsehen gesorgt hatte.
Das Leben in der Kälte erfordere extreme Disziplin. Schon kleinste Fehler könnten den Tod bedeuten, sagte Katzer. Er selbst sei bei einem nächtlichen Gang zur Toilette beinahe erfroren. Seine Frau habe leichtere Erfrierungen an den Zehen erlitten.
Der Tag bei dem Nomadenstamm sei ausgefüllt gewesen mit Brennholz schlagen, Schnee zu Wasser zu schmelzen und anderen lebensnotwendigen Verrichtungen. Neben der Kälte stellten hungrige Wölfe eine ständige Gefahr dar.
Die Tuwa-Nomaden seien den Europäern anfangs mit Vorbehalten begegnet und hätten ihnen zunächst nur einen einmonatigen Aufenthalt erlaubt. „Nach einem Monat war davon allerdings keine Rede mehr.
Am Ende hatten sie uns sogar angeboten, auf Dauer bei ihnen zu leben“, erzählte Denis Katzer. Viel Zeit hätten beide damit verbracht, die durch zahllose Rituale geprägte Lebensweise der Nomaden mit Foto- und Videokamera zu dokumentieren.
Bereits die Reise zu den in der Nähe der russischen Grenze lebenden Tuwas sei abenteuerlich gewesen. Von der Hauptstadt Ulan-Bator aus hätten sie die ersten 400 Kilometer mit Pferdekarren absolviert und später ein unwegsames Hochgebirge und ein labyrinthisches Seengebiet auf Pferderücken und Packtieren bewältigt. Trotz eines Reitunfalls, bei dem sich Denis Katzer leicht verletzte, hätten sie die Tuwa-Siedlung nach drei Monaten — kurz vor Wintereinbruch — erreicht.
Die Mongolei-Überwinterung ist der Höhepunkt einer auf mehrere Jahre angelegten Europa-Asien-Expedition der Katzers. In den vergangenen Jahren hatte das Ehepaar die 15 000 Kilometer lange, beschwerliche Strecke zwischen dem Bodensee und der mongolischen Hauptstadt in Etappen auf ihren Fahrrädern zurückgelegt.