Lebenswasser aus der Düsseldorfer Altstadt

„Baas“ heißt der erste Whisky aus der Landeshauptstadt – im November kann er probiert werden.

Düsseldorf. Am Anfang steht ein Familienausflug nach Schottland und das glückliche Händchen von Josef Schnitzler. Der Senior-Chef der Brauerei Uerige im Herzen der Düsseldorfer Altstadt schafft, was nur wenigen gelingt: Eine Privatführung durch die Whisky-Brennerei Glenmorangie im schottischen Hochland zu ergattern. Am Ende des Besuchs steht für Oma Thea, ihr 80.Geburtstag ist Grund für die Reise, fest: "Dat können wir auch."

Zunächst wird daraus nichts, die Idee kommt unter Verschluss. Schnappsgenuss im Uerige? Damals ein Tabu. In Michael Schnitzler, der heute die Geschäfte der Brauerei führt, gärt es weiter, bis auch er auf Theas Linie ist. Eine sechsstellige Summe steckt er in eine Brennanlage, die einzige in Düsseldorf, und wagt sich zunächst an den Bierbrand "Stickum". Der ist längst etabliert, preisgekrönt und wurde jüngst von einem Feinschmecker-Magazin mit einer Sonderabfüllung geadelt.

Monate später wandert auch der erste Whisky in die Fässer, von denen mittlerweile 22 unterm Dach der Brauerei lagern. Die erste Charge ist im November trinkfertig - mindestens drei Jahre muss der Brand in Holzfässern lagern, um sich Whisky nennen zu dürfen. "Das Wichtigste sind die Zutaten, die Brenntechnik und erstklassige Fässer", sagt Schnitzler. Bis auf den Hopfen unterscheiden sich die Zutaten für Bier und Whisky nicht, für die Brenntechnik ist Meister André Meurer zuständig, die Weißeiche-Fässer kommen aus Süddeutschland. Neue, über offenem Feuer "getoastet", oder aber gebrauchte, die dem Single-Malt eine individuelle Note verleihen: mal Sherry, mal Rotwein oder Sauternes.

"Angeblich braucht Whisky Salzluft und grüne Wiesen", sagt Schnitzler. "Das ist reiner Marketing-Quatsch." Die erste Verkostung habe gezeigt, dass der Uerige-Whisky Potenzial habe. Und ordentlich Umdrehungen. Noch liegt sein Alkoholgehalt bei mehr als 50 Prozent. Im November wird er auf trinkbare 40 bis 42 verdünnt. Wie gut der Whisky am Ende wird, weiß niemand genau. Die Messlatte hängt freilich hoch: Wegen Oma Thea und dem Namen des Hochprozentigen: Er heißt "Baas" - und das meint Meister, Chef oder Herr.