Lehrerin — in der Klasse bis 60 Kilo

Referendarin Maike Klüners aus Neuss ist zum zweiten Mal deutsche Meisterin im Amateurboxen geworden.

Düsseldorf/Neuss. Maike Klüners will, dass man sie gerne boxen sieht. Sie will im Ring mit Können begeistern, nicht mit kurzen Röcken. Dafür riskiert die 26-jährige Düsseldorferin auch mal ein blaues Auge, wie vor wenigen Tagen beim Kampf um den Titel der Deutschen Meisterschaft im Leichtgewicht bis 60 Kilo.

Bereits 2010 holte sich die gebürtige Neusserin den ersten Titel in der Klasse bis 57 Kilo. Weitere Erfolge folgten. Bei der Olympia-Qualifikation ließ sie jedoch anderen Kolleginnen den Vortritt, fühlt sich aber in der Nationalmannschaft zuhause. Die Grundschulreferendarin freut sich über die Aufwertung des Frauenboxens dank Olympia und stellt ein für alle Mal klar: „Amateurboxen hat nichts mit Anfängern zu tun. Das ist olympisches Boxen!“

Ein blaues Auge holte sich Maike Klüners bereits vor der Deutschen Meisterschaft, als sie mit ihrer Freundin und SC Colonia Vereinskollegin Azize Nimani beim Sparring etwas übertrieb. „Du kannst es wohl nicht abwarten“, wurde sie daraufhin geneckt. Und tatsächlich war für sie diesmal die DM-Vorbereitung sehr aufreibend.

Dazu trug sicherlich auch die frisch angetretene Stelle als Referendarin an der Gemeinschaftsgrundschule Richardstraße in Eller bei. Doch die willensstarke Faustkämpferin ist die Doppelbelastung von Ausbildung und Leistungssport gewohnt. Oft lernt sie auf der Fahrt zu den Kämpfen oder Trainingslagern. Für die Unterstützung ihrer neuen Arbeitsstelle, die sie für wichtige Turniere freistellt, ist sie sehr dankbar.

Aber die Nervosität vor und bei der Meisterschaft blieb bei der als Favoritin gesetzten Boxerin. „Das ist das Anstrengendste bei den Turnieren“, gesteht sie. „Du weißt, anders als im Profiboxen, nie gegen wen du antrittst.“

Für sie ist Amateurboxen das ehrlichere Boxen, und daher denkt sie, wenn überhaupt, nur am Rande über einen Wechsel ins Profilager nach. Für sie soll der Sport vor allem Freude machen. Daher verweigert sie sich auch weitestgehend dem üblichen „Gewichtmachen“ dem Wechsel der Gewichtsklassen vor Turnieren. „Das ist ungesund und kostet zu viel Substanz“, ist sie überzeugt. „Ich gehe lieber satt und froh in den Ring.“

Olympia hätte mit seinen nur drei Gewichtsklassen anstatt der üblichen zehn große Unruhe gebracht. Einige hätten sich hochgefressen, andere runtergehungert. Die Düsseldorferin wäre sogar in der richtigen Klasse gewesen, ließ aber aufgrund der wenigen Startplätze ihrer erfahreneren Kollegin Julia Irmen den Vortritt.

Jetzt freut sie sich über ihren zweiten Deutschen Meistertitel, den sie überzeugend nach Punkten gewann. Anfang des Jahres war Klüners sportlich nicht auf der Höhe. Doch sie hat sich mit Hilfe ihres Trainers Pasquale Ferraro wieder stabilisiert.

„Es ist wichtig, sich selber zu finden, seinen Stil im Ring konsequent durchzuziehen.“ Die kämpferische Frau steht jetzt ganz zu ihrem defensiven Stil mit Doppeldeckung aus der Halbdistanz. „Um das herauszufinden, muss man viele Kämpfe bestehen!“