Letztes Opfer nie gefunden Leichen im Moor: Britischer Serienmörder Ian Brady gestorben

Manchester (dpa) - Kaum ein anderer Kriminalfall hat Großbritannien so erschüttert wie der des „Moor-Serienmörders“. Fünf Kinder hatte Ian Brady vor mehr als einem halben Jahrhundert sexuell missbraucht, gefoltert und dann bestialisch umgebracht.

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Vier der Leichen wurden in einem Moor in Nordengland entdeckt. Das Versteck der fünften Leiche gab er bis zu seinen letzten Atemzügen nicht preis - Ian Brady starb am Montagabend im Alter von 79 Jahren.

Mit Hunden und langen Stöcken durchstöberten Polizisten in den 1960er Jahren im Nebel immer wieder das Saddleworth-Moor in der Nähe von Manchester. Der zwölfjährige Keith blieb verschwunden. Wiederholt bat die Familie des Opfers den Serienmörder, doch endlich das Versteck der Leiche zu verraten. Doch Brady schwieg.

Die grausamen Taten beging er gemeinsam mit seiner Geliebten Myra Hindley. Sie starb bereits vor 15 Jahren im Gefängnis an Herzproblemen. Der Hass auf das „Monster“ war in der Bevölkerung so groß, dass Polizisten ihren Sarg bewachen mussten, um - wie sie erklärten - möglicher Leichenfledderei vorzubeugen.

Brady war ein perverser Psychopath, der sich unverstanden fühlte und mit vielen Menschen - auch den Medien - Katz und Maus spielte. In Briefen aus der Haft heraus beschwerte er sich über seine Behandlung. Er ging in den Hungerstreik, wehrte sich gegen Zwangsernährung und klagte - vergeblich - sein Recht auf Sterben ein. „Mein Hungerstreik ist vernünftig und pragmatisch ... Ich warte nur darauf, dieses stinkende Loch in einem Sarg zu verlassen“, schrieb Brady einmal.

Schon als Kind haben ihn Nachbarn „Dracula“ genannt, weil er ständig Horror-Filme schaute, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete. Er soll auch ein großer Hitler-Anhänger gewesen sein.

Brady und Hindley gelten, so die BBC, in Großbritannien als die „ersten Serienmörder der Fernsehgeneration“. Millionen von Briten erlebten damals an ihren Bildschirmen erstmals die Aufklärung der grausamen Morde mit. Das Paar lockte seine Opfer - Mädchen und Jungen zwischen 10 und 17 Jahren - aus Wohnblocks, Spielplätzen und von der Straße in ihre Wohnung oder in das berüchtigte Moor.

Mit ihren Taten wollten sich die beiden von der Masse hervorheben, etwas Besonderes sein. Die Beweislast vor Gericht war erdrückend, darunter Nacktfotos und Tonbandmitschnitte, auf denen Kinder um ihr Leben bettelten und nach ihren Müttern riefen. Das Paar wollte auch andere für die schrecklichen Taten begeistern. Als ein Schwager Hindleys einen der Morde miterlebte, informierte die Polizei.

Das Paar wurde 1966 für drei Morde verurteilt. Erst in den 1980er Jahren gestand Brady in einem Interview, zwei weitere Kinder getötet zu haben. Mit seinem Tod in einem Hochsicherheitshospital ein halbes Jahrhundert nach der Mordserie ist der Fall für die Polizei aber noch längst nicht zu den Akten gelegt.

Nach der Leiche des kleinen Keith werde man weiter suchen, hieß es jetzt. Keiths Mutter hatte stets dafür gekämpft, um ihren Sohn ordentlich zu beerdigen und Ruhe zu finden. Das erlebte sie nicht mehr. Sie starb 2012.