Leipziger Familiendrama: Betreuer treffen sich
Leipzig (dpa) - Nach dem dramatischen Tod eines Zweijährigen, der in Leipzig neben der Leiche seiner drogenabhängigen Mutter vermutlich verdurstete, soll die Aufklärung vorangetrieben werden.
Heute will die Stadt Drogenhilfe, Gesundheitsamt, Sozialdienst und Jugendamt an einen Tisch holen. „Wir wollen sichergehen, dass es bei der Betreuung der Mutter tatsächlich keine Lücke gab“, sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg.
Am Wochenende war eine Debatte um ein mögliches Versagen von Behörden entbrannt, weil die Drogenabhängige nach bisherigen Erkenntnissen zuletzt im April Kontakt zum zuständigen Sozialdienst hatte. Das Jugendamt sah am Freitag nach eigenen Angaben keine Hinweise auf Versäumnisse, wollte aber weiter Akten studieren. Stadtsprecher Hasberg hatte moniert, dass die Polizei die Stadt erst vier Tage nach dem Fund der Leichen von Mutter und Kind informierte. „Wir könnten in der Aufklärung schon viel weiter sein“, sagte er.
Weiteres Augenmerk wird sich auf die Umgebung der kleinen Familie richten. Am Wochenende war bekanntgeworden, dass Nachbarn Schreie des Jungen gehört hatten. Aber niemand informierte die Polizei - weil der Junge in den vergangenen Monaten immer wieder geschrien habe, wie es hieß. Die Staatsanwaltschaft werde sich auch mit dem Verhalten der Nachbarn befassen, sagte Sprecher Ricardo Schulz.
Das Kind war in der Nacht zum 17. Juni zusammen mit seiner 26 Jahren alten Mutter leblos in einer Wohnung gefunden worden. Woran die Frau starb, konnte bislang nicht zweifelsfrei geklärt werden, sagte Staatsanwaltssprecher Schulz. „Eine nicht natürliche Todesursache, etwa durch Betäubungsmittel, können wir nach der ersten Obduktion noch nicht ausschließen.“
Hinweise auf eine Gewalttat gebe es bisher nicht. „Wir prüfen derzeit in mehrere Richtungen, ob möglicherweise Unterlassungshandlungen vorliegen“, sagte Schulz weiter. Noch gebe es dafür keine Anhaltspunkte. Es sei zu klären, ob es beim Jugendamt oder beim Sozialdienst Versäumnisse gegeben habe.