Lenas Mörder kommt für lange Zeit in die Psychiatrie

Aurich (dpa) - Der Tod der elfjährigen Lena in einem Parkhaus in Emden bewegte die Menschen bundesweit - jetzt muss ihr Mörder in die Psychiatrie. Wann und ob der 19-Jährige jemals wieder freikommt, ist offen.

Das Landgericht Aurich sprach ihn am Mittwoch wegen Mordes, versuchten sexuellen Missbrauchs und gefährlicher Körperverletzung schuldig. Das Gericht hielt den jungen Mann wegen einer schweren Persönlichkeitsstörung für eingeschränkt schuldfähig.

„Es wird sich um ein sehr langes Wegschließen des Angeklagten handeln“, sagte Richter Werner Brederlow. Sowohl die Verteidigung des Verurteilten als auch die Staatsanwaltschaft wollen das Urteil voraussichtlich akzeptieren.

Den 19-Jährigen hatten DNA-Spuren an Lenas Körper überführt. Außerdem entdeckten Fahnder den zerrissenen Slip des Mädchens und ein Messer mit seinen Blutspuren in der Wohnung des Täters.

Lenas Eltern verfolgten das Prozessende weinend im Gerichtssaal. Der 19-Jährige nahm das Urteil reglos und mit gesenktem Blick entgegen. Das Gericht sprach ihn auch schuldig, einige Monate vor dem Mord an Lena eine Joggerin bei einem Angriff schwer verletzt zu haben. Lenas Eltern und ihrem jüngerer Bruder soll der Mörder ein Schmerzensgeld von insgesamt 82 500 Euro zahlen.

Der Mann sei eine Gefahr für die Allgemeinheit, weil er seine Opfer wahllos ausgesucht habe, erklärte Richter Brederlow. Erstmals nannte er in dem bis zum Urteilsspruch nicht öffentlich geführten Prozess auch grausige Details des Verbrechens, das kurz vor Ostern bundesweit für Entsetzen gesorgt hatte. Danach folgte Lena ihrem Mörder völlig arglos in das Parkhaus, wie Videobilder aus einer Überwachungskamera zeigen.

In dem Gebäude warf der junge Mann Lena zu Boden. Anschließend versetzte er ihr einen Messerstich in den Hals und erwürgte sie. „Als sie sich wehrte, schrie oder weinte, brachte er sie zum Schweigen“, schilderte der Richter den Tathergang.

Entgegen der Anklage ging das Gericht im Urteil nicht davon aus, dass Lena vor ihrem Tod vergewaltigt wurde. Verurteilt wurde der 19-Jährige wegen des Mordes und des versuchten sexuellen Missbrauchs des Kindes.

Der Richter sagte, der junge Mann habe zwar keine Einblicke in sein Seelenleben gegeben, leide jedoch an einer schweren Persönlichkeitsstörung und einer seelischen Abartigkeit. Er habe offensichtlich eine starke Neigung zu pädophilen Handlungen. „Das wird eine schwierige Arbeit für die Therapeuten.“

Verteidiger Nitschke sagte: „Das Ergebnis, das die Kammer verkündet hat, ist auch für den Angeklagten nachvollziehbar.“ Seinem Mandanten gehe es sehr schlecht.

Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die Polizei nahm zunächst einen unschuldigen Berufsschüler fest. Nach Lynchaufrufen im Internet belagerten aufgebrachte Bürger stundenlang die Emder Polizeiwache. Dies löste eine breite Debatte über den Umgang mit falschen Verdächtigungen in sozialen Netzwerken aus.

Die Polizei musste außerdem Pannen bei den Ermittlungen einräumen. Der junge Mann war schon länger bei den Behörden bekannt. Er hatte sich vier Monate vor dem Mord wegen des Besitzes kinderpornografischer Fotos selbst angezeigt.