Lieber Döner als Mensa-Essen

Bei Älteren ist die Schulverpflegung oft unbeliebt. Eltern fordern mehr Mitspracherecht.

Düsseldorf. Currywurst mit Tomatensoße, Pommes und Weißkrautsalat oder Wiener Schnitzel in Sauce hollandaise mit Salzkartoffeln — so sieht ein kurzer Auszug aus dem aktuellen Mensa-Menü eines Düsseldorfer Gymnasiums aus. Seit der Einführung des Ganztags ist die Schulverpflegung immer wieder in der Diskussion. Experten, Eltern und Schüler kritisieren nicht nur die Qualität des Essens, sondern auch die Organisation und Architektur der Mensen. Besonders ältere Schüler versorgen sich häufig lieber mit Fast Food aus der Stadt.

„Meine Söhne sagen, sie würden in die Mensa gehen, wenn das Angebot gut wäre“, sagt Ute Steinke aus Langenfeld. Sie beobachtet die Situation der Schulverpflegung seit vielen Jahren aus der Elternperspektive. Als der Bau einer Mensa an dem Gymnasium ihrer Söhne anstand, trat sie einer Planungsgruppe bei, besuchte andere Mensen und las sich Wissen über verschiedene Konzepte an. Mittlerweile hat sie daraus eine Internet-Seite gemacht. „Es gibt zu wenig standardisierte Modelle, die Schulen bei der Planung helfen“, sagt sie. Jede Schule fange bei der Einführung des Ganztages wieder von vorne an. Außerdem beklagt die Langenfelderin, dass Eltern und Schüler kaum Mitspracherecht hätten.

Nach einer Studie des Verbraucherschutz- und Schulministeriums, die im vergangenen Jahr veröffentlich wurde, nehmen 45 Prozent der Schüler an Ganztagsschulen in NRW am Mittagessen teil. Zwischen den Schulformen klaffen jedoch Lücken: Sind es in Grundschulen, wo die Teilnahme am Mittagessen oft verpflichtend ist, nahezu 90 Prozent, nutzen in weiterführenden Schulen nur etwa 40 Prozent der Schüler die Mensa.

„Viele haben noch nicht verstanden, dass Jugendliche anders essen als Erwachsene“, sagt Wulf Bödeker von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW. Er und seine Kollegen unterstützen Ganztagsschulen bei der Einrichtung von Mensen. Seiner Meinung nach sind vorgefertigte Menüs, für die sich Schüler bereits am Morgen entscheiden müssen, nicht altersgerecht. Die Akzeptanz der Mensa durch die Schüler könne man nur steigern, indem man Eltern und Schüler verstärkt einbinde. Außerdem müssten die Schulen mehr Verantwortung übernehmen. „Das fängt schon damit an, bei der Ausschreibung für einen Caterer nicht den erstbesten und billigsten zu nehmen.“

Die Studie aus 2011 belegt, dass die Schulen Probleme mit wenig Geld und Personal haben. Pro Essen zahlen Eltern durchschnittlich 2,49 Euro. „Das ist ein Dilemma: Bei solch geringen Beträgen bleibt die Qualität des Essens oft auf der Strecke, aber viele Eltern können oder wollen auch oft nicht mehr ausgeben“, erklärt Bödeker. Das sieht Steinke ähnlich. Dennoch kritisiert sie, dass das Sparen oft im Vordergrund stünde: „Ich habe Ausschreibungen gesehen, in denen als Bewertungssatz angegeben war: 80 Prozent Kosten, 20 Qualität.“

Die Schulverpflegung ist Ländersache, und da es keine verbindlichen Richtlinien gibt, bastelt sich jeder Schulträger sein eigenes Mensa-Modell. Anders als andere Experten, ist Bödeker gegen die Einführung von gesetzlichen Richtlinien: „Es gibt nicht die eine Patentlösung. Man kann nur helfen, vor Ort die beste Lösung zu finden.“ Ute Steinke wünscht sich vor allem, dass das Thema professioneller angegangen wird. „Außerdem sollte Schulverpflegung Bildungsthema werden — auch in Gymnasien muss wieder mehr Ernährungskompetenz vermittelt werden.“