Lisa Ortgies: Einmal „Emma“ und zurück

Nach missglücktem Intermezzo als Alice Schwarzers Nachfolgerin ist Lisa Ortgies jetzt wieder bei „Frau-TV“.

Köln/Hamburg. Das Thema passt zur Rückkehr von Lisa Ortgies als Fernsehmoderatorin: Mit Teilzeitarbeit als "Karrierefalle" beschäftigt sich ein Beitrag des Magazins "Frau-TV". Das wird erstmals auf dem neuen Sendeplatz am Donnerstag ausgestrahlt.

Lisa Ortgies (42) hat dieses Format jahrelang moderiert, ehe sie im April 2008 den wohl wichtigsten Job übernahm, den die deutsche Frauenbewegung zu bieten hat: Sie sollte Nachfolgerin von Alice Schwarzer als Chefredakteurin der Kölner Zeitschrift "Emma" werden, für die sie zuvor bereits als Kolumnistin geschrieben hatte. Doch das ging nur wenige Wochen gut, die Angelegenheit endete unerfreulich in gegenseitigen Vorwürfen.

Dass der Teilzeitjob als Chefredakteurin in Köln für die in Hamburg lebende zweifache Mutter nicht zur Karrierefalle wurde, dafür sorgt nun der WDR, der in "Frau TV" nach Angela Maas zuletzt die vielbeschäftigte Christine Westermann als Übergangslösung präsentiert hatte.

Auf das Thema "Emma" und Alice Schwarzer reagiert Ortgies heute freundlich, aber einsilbig. "Ich würde das ungerne wieder hochkochen lassen. Ich wollte keinen Zicken-Krieg, weil man dann eine von zwei Zicken ist, und die Rolle passt mir nicht so."

Zum Aus bei "Emma" hatte sie Ende Mai 2008 erklärt, sie habe keines der Themen, für die sie angetreten sei, verwirklichen können. Alice Schwarzer und ihre Redaktion teilten dagegen kurz und bündig mit, die Kollegin "eigne sich nicht für die umfassende Verantwortung einer Chefredakteurin".

Lisa Ortgies vermeidet es, neue Munition zu liefern, doch der Konflikt ist offenkundig: "Unabhängig von der Person bin ich beeindruckt von ihrem Lebenswerk. Aber eben losgelöst von dem Menschen Alice Schwarzer."

Der Streit ist dennoch Schnee von gestern. Ortgies arbeitet gerade an einem Buch über Männer und dürfte beim Stammpublikum von "Frau TV" nicht in Vergessenheit geraten sein. "Ich habe nach der Kündigung bei ,Emma’ Trostbriefe von Zuschauerinnen bekommen, die ich seit Jahren kenne - eine tolle Erfahrung", sagt sie.

Das 1997 gestartete "Frau TV" ist nach "Mona Lisa" (ZDF, seit 1988) das einzige Frauenmagazin im deutschen Fernsehen - ein Etikett, das die Moderatorin nicht aufgeben möchte, auch wenn sich die Beiträge längst nicht mehr allein an frauenspezifischen Fragen abarbeiten.

Die Redaktion lässt wissen, dass ein Drittel des Publikums männlich sei und 20Prozent der Beiträge von Männern gedreht würden. Der Wechsel auf den neuen Sendeplatz am Donnerstag ist wohl dringend nötig: Mittwochs holte "Frau TV" 2008 gegen Frank Plasbergs "Hart aber fair" im Ersten selbst im Stammland NRW gerade mal 3,9 Prozent Marktanteil.

Die Zeiten haben sich ohnehin geändert. Anfangs sei das Format "sehr missionarisch" gewesen, sagte Ortgies im Interview mit "Brigitte". Heute zeigen die einzelnen Filme keine Lehrstücke, sondern meist kleine Geschichten - vom Alltag einer Tagesmutter oder von der Partnerschaft mit einem Transsexuellen. Neben Themen zu Familie, Gesundheit und Sexualität darf man sich dann auch mal über Badekappen-Mode lustig machen.

Die Moderationen sind im persönlichen Plauderton gehalten, den Christine Westermann gekonnt mit Selbstironie zu würzen verstand. Insofern tritt Lisa Ortgies bei ihrem Neustart kein leichtes Erbe an.

WDR, 22 Uhr: "Frau-TV"