Fall Maddie McCann Maddies Eltern "dankbar" für Ermittlungen in Deutschland
London · Die McCanns sind 13 Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter zwischen Hoffnung und „Realismus“.
Die Einleitung von Mordermittlungen gegen einen Deutschen im Fall der vor 13 Jahren verschwundenen Madeleine "Maddie" McCann macht den Eltern des britischen Mädchens Hoffnung, endlich die Wahrheit über das Schicksal ihrer Tochter zu erfahren. Kate und Gerry McCann seien "dankbar" für die neuen Ermittlungen, sagte ihr Sprecher Clarence Mitchell am Donnerstag im BBC-Fernsehen.
"Sie haben die Hoffnung, Madeleine lebendig zu finden, trotz des langen Zeitraums nicht aufgegeben", fügte der Sprecher hinzu. Dennoch seien sie "realistisch".
Die Eltern wollten endlich die Wahrheit über das Schicksal ihrer Tochter erfahren, sagte der Sprecher. Sie bräuchten Gewissheit über das, was mit ihrer Tochter geschehen sei, um den Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und "um Frieden zu finden".
Die damals dreijährige Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 wenige Tage vor ihrem vierten Geburtstag aus ihrem Zimmer in einer Ferienanlage im südportugiesischen Badeort Praia da Luz verschwunden, wo sie mit ihrer Familie Ferien machte. Sie wurde bis heute nicht gefunden. Bei den Ermittlungen der portugiesischen Polizei gerieten zwischenzeitlich auch Maddies Eltern in Verdacht, die Vorwürfe wurden aber schließlich fallengelassen.
2008 stellte die portugiesische Polizei den Fall ein, in den Folgejahren gab es aber immer wieder Spekulationen über Maddies Verbleib. Nach fünf Jahren wurden die Ermittlungen in Portugal wieder aufgenommen. Die britische Polizei nahm ihrerseits 2013 Ermittlungen zu dem Fall auf.
Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass die Staatsanwaltschaft Braunschweig Mordermittlungen gegen einen 43-jährigen Deutschen eingeleitet habe. Bei dem Beschuldigten handelt es sich demnach um einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter, der derzeit in anderer Sache eine längere Haftstrafe verbüßt.
Laut BKA lebte der Deutsche zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve, unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Dort soll der Beschuldigte verschiedenen Gelegenheitsjobs nachgegangen sein, etwa in der Gastronomie. Zudem gibt es laut BKA Hinweise darauf, dass er seinen Lebensunterhalt auch durch Straftaten wie Einbrüche in Hotelanlagen und Ferienwohnungen und Drogenhandel bestritt.
Laut "Braunschweiger Zeitung" wurde der Tatverdächtige 2019 vor dem Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung einer zur Tatzeit 72-jährigen US-Bürgerin in Praia da Luz zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist demnach noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist mit den Ermittlungen befasst, weil der 43-Jährige vor seinem Auslandsaufenthalt seinen letzten Wohnsitz im dortigen Bezirk hatte.
In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" rief das BKA die Öffentlichkeit zur Mithilfe bei den Ermittlungen im Fall Maddie auf. Die portugiesische Polizei teilte am Mittwochabend, dass sie erneut Zeugen zu dem Fall befrage.
In der britischen Presse sorgten die Ermittlungen für Wirbel. "Bislang größter Einschnitt in der Suche nach Madeleine", schrieb etwa der "Daily Telegraph" auf seiner Titelseite. Die "Daily Mail" fragte: "Haben sie den Mann gefunden, der Maddie verschleppt hat?" Auch bei einigen anderen überregionalen britischen Zeitungen lief der Fall Maddie auf der Titelseite.