Kein Betreuungsplatz für die Tochter Eltern suchen Betreuungsplatz
Mönchengladbach. · Die Einschulung der ihrer Tochter Nele wird für Familie Merbecks zur Herausforderung. Beide sind berufstätig, einen Betreuungsplatz bekamen sie aber nicht für die Tochter. Sie glauben, das Angebot der Stadt reiche nicht aus.
Im Sommer wechselt die kleine Nele aus dem Kindergarten in die Grundschule. Für die Sechsjährige ein bedeutsamer Schritt, für die Eltern hingegen eine Herausforderung. Denn Ramona und Daniel Merbecks sind beide berufstätig: sie arbeitet in Teilzeit als Architektin, er ist Vollzeit im EDV-Bereich tätig. Mit dem regelmäßigen Schulschluss der Erstklässler am Vormittag ist das nicht zu vereinbaren.
Im Herbst haben die Eltern ihre Tochter daher für die Betreuungsangebote der Will-Sommer-Schule am Nachmittag angemeldet. Vor den Osterferien kam der Bescheid, dass für Nele kein Betreuungsplatz verfügbar sei. Die Familie hat Verständnis dafür, dass beispielsweise Alleinerziehende bevorzugt werden. „Dass aber zwei berufstätige Eltern keinen Betreuungsplatz bekommen – das war ein Schock“, sagt Ramona Merbecks. Aktuell ist die Tochter bis 14.30 Uhr in der Kita-Betreuung.
Die Arbeitszeiten müssen
neu verhandelt werden
120 Schüler kann die Will-Sommer-Schule täglich in zwei Varianten betreuen. Das Modell der Offenen Ganztagsschule bietet derzeit eine Betreuung bis 16 Uhr, eine „Alternative Betreuung“ bis 14 Uhr an. An unterrichtsfreien Tagen und in den Ferien stehen beide Angebote ebenfalls zur Verfügung. Familie Merbecks kann darauf nicht zurückgreifen. Für die Zeit ab dem Sommer muss Ramona Merbecks mit ihrer Chefin nun neue Arbeitszeiten verhandeln. „Oder wir müssen auf Oma und Opa oder Freunde zurückgreifen“, sagt Daniel Merbecks, aber das gehe auch nicht immer. Der Schule möchte die Familie keinen Vorwurf machen. „Die Schulleitung war sehr bemüht, aber sie können keine Plätze herzaubern“, sagt Ramona Merbecks. Die Familie ist der Ansicht, dass das Platzangebot der Stadt bei Weitem nicht ausreicht: „Die Anzahl der Kindergartenplätze ist erhöht, der Bedarf einer Betreuung nach dem Grundschulunterricht aber scheinbar nicht mit bedacht worden.“
Meike Wehner von der Stadt Mönchengladbach sagt dazu: „Ein nachfragegerechtes Betreuungsangebot ist alleine aufgrund der freien Schulwahl nicht darstellbar.“ Bislang habe weder die Abfrage bei der Elternschaft vorab noch die Betreuung im vorschulischen Bereich einen konkreten Rückschluss auf den tatsächlichen Betreuungsbedarf an den einzelnen Grundschulen ergeben.
„Die Stadt hat die Entwicklung hin zu einem größeren Betreuungsbedarf aber erkannt“, sagt Wehner. Derzeit befinden laut Stadt acht Kinder auf der Warteliste der Will-Sommer-Schule. Die Vergabe der Plätze obliegt als innerschulischen Angelegenheit der Schulleitung. Es werde laut Wehner aber an Raumkapazitäten und Betreuungskonzepten gearbeitet, um das Angebot in Zukunft weiter auszubauen. Das sei aber ein Prozess, „der bedingt durch finanziell begrenzte Ressourcen nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann und auch jeweils politischer Entscheidungen bedarf.“