Mädchen auf Diebestour: Überfälle an Geldautomaten häufen sich
Minderjährige überfallen immer häufiger Wehrlose an Geldautomaten. Banken reagieren jetzt und stellen die Technik um.
Düsseldorf. Dass Trickdiebe an Geldautomaten Kunden auflauern, ist eine gängige Masche. Doch jetzt häufen sich Meldungen, dass Mädchen zu zweit oder dritt auf Raubzug gehen.
„Das tritt in jüngster Zeit vermehrt auf“, bestätigt ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei. Ob in Düsseldorf, Krefeld oder im Kreis Viersen — regelmäßig wird von ähnlichen Vorfällen berichtet.
„Die Täter versuchen, durch Ablenkung zu irritieren. Dann greifen sie sich entweder das Geld aus dem Schacht oder geben selbst den Geldbetrag ein“, sagt ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA). „Teilweise werden Kunden auch von den Automaten weggedrängt oder weggeschubst.“ Ältere Menschen seien dabei häufig Opfer der Diebe. „Die Täter nutzen es aus, dass Ältere wehrloser erscheinen.“
Das Problem: Die Mädchen sind meist unter 14 Jahren und damit strafunmündig — oder sie geben zumindest an, es zu sein. „Sie haben keine Personalpapiere. Es besteht kaum eine Möglichkeit, Personaldaten zu überprüfen“, heißt es beim LKA. Auch zu Erziehungsberechtigten würden die Kinder keine Angaben machen.
„Wir können sie nur an die Jugendämter übergeben. Die bringen sie in Jugendeinrichtungen, aber dort verschwinden sie ganz schnell wieder“, erklärt der LKA-Sprecher.
Bestehe der Verdacht, dass die Jugendlichen älter als 14 Jahre sind, könne man entsprechende Gutachten in Auftrag geben. „Das sind allerdings sehr aufwändige Untersuchungen, das ist nicht in jedem Fall machbar.“
Die Polizei geht davon aus, dass hinter den Mädchen Erwachsene stehen. „Wir wissen, dass einige der Banden aus Osteuropa kommen“, sagt das LKA. Ob das auf alle Gruppen zutreffe, sei aber nicht bekannt. In Krefeld führte im März eine Spur in einen Duisburger Wohnblock, in dem viele Rumänen wohnen.
Als die Polizei dort auftauchte, war die Wohnung allerdings verwaist. In Viersen wurde Ende Mai eine 13-jährige Rumänin ohne festen Wohnsitz geschnappt. Sie war bereits in mehr als 200 Fällen polizeilich aufgefallen — und ist wieder auf freiem Fuß, weil sie strafunmündig ist.
Den Banken ist das Problem längst bekannt. Die Postbank hat aufgrund der Trickdiebstähle die Geldautomaten umgestellt. Seitdem wird erst der Betrag eingegeben und danach die Pin abgefragt. „Wird ein Kunde bedrängt, kann er den Vorgang noch abbrechen“, sagt ein Sprecher.
Auch bei der Commerzbank funktioniert das so. Außerdem hat die Bank die Auswahltaste „1000 Euro“ am Automaten entfernt. Alle Institute, auch Sparkasse und Volksbank, geben an, Mitarbeiter und Kunden gezielt über Diebstähle an Geldautomaten zu informieren. „Zu 100 Prozent kann man es trotzdem nie verhindern“, sagt ein Sprecher der Volksbank.
Für den Notfall rät die Polizei, sich gar nicht erst auf eine Auseinandersetzung einzulassen. „Man sollte nicht den Helden spielen, Geld ist ersetzbar.“ Die eigene Gesundheit gehe vor.