Mailänder Modesommer 2012: Aufruf zur Musterung
Mailand (dpa) - Schlichtheit ist passé, die neue italienische Mode will auffallen. Viele Designer schwelgen auf den Mailänder Defilees in opulenter Dekoration. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Das Motto „Weniger ist mehr“ war einmal. Im Frühjahr/Sommer 2012 geht es lebensfroh und opulent in der italienischen Mode zu: Großzügige Muster, intensive Farben, kunstvolle Stickereien oder plastischer Besatz gibt es zu sehen. Mit dieser Botschaft verabschieden sich Mailands Designer am Dienstag (27.9.) von den Laufstegen der Milano Moda Donna, auf denen sie eine Woche lang ihre neuesten Kreationen präsentierten.
Dass es beim italienischen Traditionshaus Missoni sehr dekorativ zugeht, ist zunächst keine Überraschung. Auffällige Muster gehören fest zur Handschrift. Doch solch einen Rausch wie in der am Sonntag gezeigten Kollektion erlebt man sogar dort selten. Auf den Kleidern, Schals und Taschen fügen sich verschiedene Muster zu einem Patchwork zusammen - garniert mit Volants und Fransen. Am Schuh treffen sich Plexiglas und Plastik zu einem spektakulären Mix.
Dagegen verbindet man Salvatore Ferragamo nicht unbedingt mit exzessiver Farbigkeit. In der Frühlings-/Sommerkollektion berauscht sich das Modehaus aus Florenz jedoch an Aufdrucken von exotischer Vegetation in Kardinalsrot, Kobaltblau, Pink und Orange. Schon in der Aufzählung wird die Lebendigkeit der Kollektion deutlich. Die vielen Kleider sind mal schulterfrei, dann wieder asymmetrisch. Zudem gibt es Kostüme mit schräglaufenden Karos und Blazer im Safari-Look.
Auch Laura Biagiotti schwelgt im reichen Dekor. Das belegen die Blumenmuster und die schweren eingestickten Steine, die einen harten Kontrast zu den leichten Stoffen bilden. Die römische Designerin entwarf auch schlichtere Bustierkleider aus Kaschmir mit Zopfdetails.
Stickereien auf Mustern, kräftige Farben unter Schmucksteinen - einigen Kollektionen kann man den Hang zum Exzessiven nicht absprechen. Alltagstaugliches sieht man ohnehin schon seit Jahren nicht mehr auf den Laufstegen. Ähnlich experimentell agieren die Designer beim Stoff. Für den Laufsteg konfrontierten sie Neopren, PVC und Plexiglas mit edlen Materialien wie Chiffon oder Seide.
Dolce & Gabbana führten am Sonntag ein weiteres Thema der Woche zur Perfektion: Den Hang zur Ironie und zum Kitsch. Die Drucke mit überdimensionierten Zwiebeln, Peperoni oder Zucchini verstehen die zwei Designer als Hommage an ihre Heimat: „Italien steht in der Welt für gutes Essen.“ Als Finalbild präsentierten sie dann eine Parade ihrer berühmten Bustiers mit aufwendigen Stickereien.
Beim italienischen Label Byblos hingegen formieren sich unter anderem Leder und Neopren zu einem grafischen Patchwork auf kantigen Tops. Laser schneiden ein grafisches Muster in die Blousons oder kurzen Schlauchkleider. Die Jogginghose wird mit Seide und silbernem Musterdruck veredelt.
Am Montag schließlich stellten die letzten großen Namen der italienischen Mode ihre neuen Kollektionen vor. Mit Giorgio Armani fand die Eleganz noch einmal ihre Bühne: Seine Röcke fallen meist übers Knie und werden manchmal von einer seitlich geschlitzten, schmalen Hose unterlegt. Sie ist das Schlüsselelement der Kollektion und ist auch im Solo stark präsent. Bei Kostümjacken eliminiert Armani Kragen und Knöpfe. Mit Drapierungen bringt zudem Volumen in die Fläche und am Abend lässt er es kräftig funkeln.
Als letzter Höhepunkt stand dann am Montagnachmittag noch die Show des Labels Gianfranco Ferré auf dem Programm der Milano Moda Donna, bevor der Abschlusstag der Schauen dann den Newcomern gehört.