Gerd Meister: Strafverteidiger

Rechtsanwalt Gerd Meister verteidigt Olaf H., den mutmaßlichen Mörder von Mirco.

Haben Sie mit Ihrem Mandanten jemals über das Tatmotiv geredet?

Meister: Ich habe inzwischen einen gewissen menschlichen Draht zu ihm entwickelt. Aber zum Tatmotiv habe ich keinen Zugang gefunden. Ich bin sogar überzeugt, dass mein Mandant das selbst nicht weiß. Das kann eine Schutzbehauptung sein, aber es ist ebenso möglich, dass er in seinem Verstand die Tat gleichsam abgespalten und selbst keinen Zugang dazu mehr hat. Er hat inzwischen einer Therapie zugestimmt, an deren Ende vielleicht das Motiv klar wird. Doch das wird ein sehr, sehr langer Prozess.

Sie bestreiten eine besondere Schwere der Schuld Ihres Mandanten, warum?

Meister: Dafür gibt es keine Hinweise. So schlimm es auch ist, das Erdrosseln eines Kindes reicht dafür nicht. Der Bundesgerichtshof hat da bereits in mehreren Entscheidungen ganz strenge Maßstäbe angelegt.

Werden Sie ein Urteil, in dem die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird, anfechten?

Meister: Ich gehe derzeit davon aus, dass ich beim BGH Revision einlegen werde. Ich will meinen Mandanten möglichst lange in der U-Haft halten, weil dort die Bedingungen für eine Betreuung und eine Therapie besser sind als im normalen Vollzug. hk