Massengentest: Stäbchen rein, DNA raus

Mehr als 3000 Männer aus Baden-Württemberg sollen am Freitag eine Speichelprobe abgeben — mehr oder weniger freiwillig.

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Ulm. Der Fall hat bundesweit für Aufsehen gesorgt: Maria Bögerl wird im Mai 2010 im baden-württembergischen Heidenheim verschleppt. Die Entführer melden sich bei Thomas Bögerl, dem Ehemann und damaligen Chef der Heidenheimer Sparkasse, und verlangten 300 000 Euro Lösegeld. Die Übergabe scheitert, zwei Tage später wird das Auto von Maria Bögerl in einem Nachbarort gefunden. Wochen später dann die Leiche der Bankiersgattin in einem nahen Waldstück. Die Täter sind auch mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Verbrechen auf freiem Fuß.

Dabei schienen die Ermittler im vergangenen Frühjahr zunächst vielversprechende Spuren zu haben. Ins Visier geraten war damals die regionale Spielhallenszene. Zu Festnahmen kam es aber nicht. Plötzlich war auch die Rede von mehreren Tätern. Spuren haben die Ermittler zwar viele, doch die entscheidende scheint bisher noch nicht dabei gewesen zu sein. Mit einem groß angelegten Massengentest hoffen sie nun auf die Hilfe von DNA. Heute beginnt der Test. 3000 Männer aus der 8000-Einwohner-Gemeinde Neresheim müssen antreten.

Ob die Ermittler die Täter tatsächlich in der Ortschaft auf der Schwäbischen Alb vermuten, ist unklar. Die Polizei beschwichtigt und behauptet, der Massengentest diene zur Aufklärung von DNA-Spuren, welche bisher noch nicht zugeordnet werden konnten. Sie müssten nicht zwingend vom Täter stammen, hieß es von der Polizei. Außerdem habe die bevorstehende Reihenuntersuchung nichts mit Spuren aus der Spielhallenszene zu tun. Sie sei lediglich einer von vielen Ermittlungsansätzen.

Mehrfach war im Laufe der Ermittlungen ein Massengentest in Erwägung gezogen worden. Bis zuletzt hat dem aber kein Richter zustimmen wollen. Anfang dieses Jahres hat das Amtsgericht Ellwangen dann doch grünes Licht gegeben. Rund 3000 Männer haben seit Juni 2010 bereits freiwillig Speichelproben abgegeben. Möglicherweise steht die Polizei tatsächlich vor einem Ermittlungserfolg. Dafür spricht neben der DNA-Reihenuntersuchung auch die Aufstockung der Sonderkommission „Flagge“ von ursprünglich zwölf auf 19 Beamte.

Das öffentliche Interesse ist nicht nur wegen des Falls groß. Ein Jahr nach einem verzweifelten Hilferuf erhängte sich Thomas Bögerl. Die beiden Kinder kritisierten daraufhin in einem Interview öffentlich die Polizei. Die Ermittler sehen auch wegen einer Panne nicht gut aus. 2012 narrte ein Mann mit zwei unterschiedlichen Identitäten die Polizei: Er hatte sich an die Soko gewandt, die Fahnder mit angeblichen Spuren in dem Fall versorgt und dafür mehrere Tausend Euro Belohnung kassiert. Im November wurde er dafür zu drei Jahren Haft verurteilt.