„Mein Gesicht ist gut geworden“
Herbert Grönemeyer bringt ein Best-Of-Album heraus, will gerne wieder filmen und erinnert sich an früher.
Berlin. Nun ja, "Männer" würde Herbert Grönemeyer heute "nicht mehr so schreiben, die Männer haben sich ja auch geändert inzwischen". Aber sein heute erscheinendes Best-Of-Album heißt nun mal "Was muss muss".
Da muss "Männer" natürlich drauf sein, und "Bochum" auch. Zu hören ist aber auch das bisher unveröffentlichte Liebeslied "Will I ever learn", das er als erstes nach dem Krebstod seiner Frau Anna komponiert hatte.
36 Songs präsentiert der Mann aus dem Ruhrgebiet auf der Doppel-CD. Dazu gibt es eine Sonder-Edition (s. Kasten), unter anderem mit einem sehr persönlichen Fotoband, der Grönemeyer als niedliches Kleinkind und als kampfbereiten Jugend-Fußballer zeigt.
"Ich bin nicht der allergrößte Fan von Best-Of-Alben, aber zur Halbzeit ist das okay. Das nächste kommt mit 96", sagte ein gut gelaunter Grönemeyer am Mittwochabend bei der Präsentation in einem Club in Berlin. "Vielleicht denken manche, jetzt ist er am Ende, wenn er so was macht. Aber Irrtum, ich fange gerade erst an."
Und Grönemeyer bleibt realistisch: "Nicht alles, was wir gemacht haben, war auch immer ein goldener Wurf." Zu seinen liebsten Alben gehört, wohl auch als Lebensmotto, "Bleibt alles anders" (1998). Der in London und seit einiger Zeit immer häufiger in Berlin-Zehlendorf lebende Grönemeyer arbeitet zurzeit auch an einer deutsch-englischen CD.
Zu den Lebensträumen des 52-Jährigen gehören "im Ausland deutsch singen", "musikalisch weiterkommen" und natürlich, "dass die Kinder gesund bleiben". A propos Kindheit: "Ich hatte schon immer so eine röhrige Stimme wie heute und war nie im Stimmbruch", erinnert sich der Sänger.
"Als ich ein 13-jähriger Jüngling mit lockigen Haaren war und den Mund aufmachte, stutzten die Leute und meinten ,was kommt denn da für einer?’ Ich war damals auch so was wie Troubadix bei Obelix. Ich wollte unbedingt die Umgebung ständig mit meinem Gesang beglücken, auch wenn die Leute oft genug ,Nein!!!’ gerufen haben."
Er kann heute eine Frage nicht mehr hören: Ob er lieber Sänger oder Schauspieler ist. Und dennoch: Der Schauspieler Grönemeyer ("Das Boot") würde auch gerne wieder in einem Film mitspielen. "Mein Gesicht ist gut geworden und hat genug Furchen, wenn jemand also mit mir drehen will, ich habe jetzt Zeit dafür, ein Filmchen wäre nicht schlecht."
Mit seinem Lied "Glück" hat der Sänger gerade auf Anhieb Platz vier der deutschen Single-Charts erreicht. Am 13.Dezember wird er den Song bei "Wetten, dass?" im ZDF präsentieren.
Grönemeyer weiß sehr wohl, dass man Glück nicht pachten kann: "Es gab auch starke Einbrüche, wie bei anderen Menschen auch. Jeden ereilt mal ein Schicksalsschlag. Trauer, Tod und Verlust gehören zum Leben bei uns allen. Und beruflich muss man im Höhenflug lernen, dass man auch scheitern kann. Natürlich habe ich Niederlagen nicht gern, ich gewinne wohl lieber. Aber in London habe ich eine gewisse britische Gelassenheit gelernt, nicht immer gleich in Panik zu geraten."