Mexikanische Polizei fasst berüchtigten Drogen-Boss
Mexiko-Stadt (dpa) - Der mexikanischen Polizei ist einer der führenden Drogenbosse des Landes ins Netz gegangen. Vicente Carrillo Fuentes alias „El Viceroy“, Chef des Drogenkartells von Juárez, wurde in der Stadt Torreón im Bundesstaat Coahuila im Norden des Landes gefasst.
Unterdessen wurden weitere vier Verdächtige im Zusammenhang mit dem Verschwinden von 43 Studenten im Südwesten des Landes festgenommen. Sie hätten die Ermittler laut Angaben des Generalstaatsantwalts zu Massengräbern nahe der Stadt Iguala im Bundestaat Guerrero geführt.
Vor rund zwei Wochen waren nach Zusammenstößen zwischen Studenten und der örtlichen Polizei in Iguala Dutzende zahlreiche junge Leute verschwunden. In fünf Massengräbern vor den Toren der Stadt entdeckten die Ermittler 28 zum Teil verbrannte Leichen. Zwei Mitglieder der Organisation „Guerreros Unidos“ räumten den Mord an 17 Studenten ein. Auch Polizisten sollen in die Tat verwickelt sein.
Der Staatsanwalt des Bundesstaates Guerrero erhob schwere Vorwürfe gegen die örtlichen Sicherheitskräfte. Die Polizei sei von den „Guerreros Unidos“ unterwandert. Der Sicherheitschef der Stadt habe den Einsatz gegen die Studenten angeordnet. Offenbar übergab die Polizei die Festgenommenen anschließend den „Guerreros Unidos“.
Drogenboss „El Viceroy“ wurde am Donnerstagbend nach Mexiko-Stadt geflogen. In Torreón hätten die Ermittler zunächst das Auto entdeckt, das Carrillo Fuentes üblicherweise fährt, sagte der Sicherheitsbeauftragte Rubido. Daraufhin habe die Bundespolizei einen Kontrollposten errichtet und den Kartell-Chef gestoppt. Er sei in Begleitung eines Leibwächters gewesen und habe Waffen bei sich getragen.
Gegen Carrillo Fuentes liegen fünf Haftbefehle wegen organisierter Kriminalität und Drogenhandels vor. Er war einer der meistgesuchten Verbrecher des Landes. Auch die amerikanische Antidrogenbehörde DEA begrüßte die Festnahme des Kartell-Chefs. Das Juárez-Kartell habe die Gewalt in Mexiko geschürt und Drogenabhängigkeit in den USA begünstigt, sagte DEA-Direktorin Michele Leonhart.
Carrillo Fuentes hatte das Juárez-Kartell seit dem Tod seines Bruders Amado im Jahr 1997 geführt. Der legendäre „Señor de los Cielos“ war bei einer plastischen Operation ums Leben gekommen, mit der er sein Äußeres verändern wollte. Mit einer eigenen Flugzeugflotte hatte der „Herr der Lüfte“ den Drogenschmuggel revolutioniert und tonnenweise Kokain in die USA geschafft.
Das Juárez-Kartell ist eines der ältesten Verbrechersyndikate des Landes und beherrscht den Drogenschmuggel zwischen Ciudad de Júarez und El Paso in den USA. Es soll vor allem gute Beziehungen zu den Sicherheitskräften und Politikern unterhalten. Zuletzt hatten die mexikanischen Sicherheitskräfte eine Reihe prominenter Drogenbosse festgenommen. Nach Einschätzung von Experten schwächen die Festnahmen die kriminellen Organisationen allerdings nicht dauerhaft.