Michelle Obama auf Reisen: 60 Zimmer für die First Lady

Der Spanien-Kurztrip sorgt in den USA für Unmut: Die Reise sei Luxus auf Kosten der Steuerzahler.

Washington. Fast wie in einem "normalen" Urlaub: Michelle Obama, die Frau des US-Präsidenten, und ihre neunjährige Tochter Sasha gingen Sonnenbaden im südspanischen Estepona, aßen bei Temperaturen von fast 40 Grad Eis und besichtigten die Kathedrale von Granada. Aber auch nur fast normal: Denn die viertägige Spanien-Reise hat besonders in den oppositionsnahen US-Medien heftige Kritik ausgelöst.

Mit ihrem Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel "Villa Padierna" und dem Flanieren in teuren Einkaufsgassen habe sie als First Lady (46) eines wirtschaftlich gebeutelten Landes ein falsches Signal gesetzt, schrieben Medien - vor allem in Zeiten einer historisch hohen Arbeitslosigkeit in den USA und so kurz vor den wichtigen Kongresswahlen im November. Schlimmer noch: Auch ihr guter Ruf als bodenständige Mutter sei nun futsch. "Michelle Obama wirkt mehr wie eine moderne Marie Antoinette", ätzte eine Kolumnistin in der Zeitung "New York Daily News".

Die Frau von US-Präsident Barack Obama vergleichbar mit der verschwenderischen und vom Volk verachteten Königin Frankreichs im 18. Jahrhundert? Starker Tobak. Aber auch ganz schön aufgebauscht, schreibt die "New York Times". Berichte, Michelle Obama habe 40 Freunde mit in den Nobel-Badeort an der Costa del Sol genommen, seien beispielsweise schlicht falsch. Lediglich zwei ihrer Freunde seien dabei und vier von Sasha.

Auch der Vorwurf, sie reise fast schon feudal mit einem großen Mitarbeiter-Stab aus dem Weißen Haus, hält einem näheren Blick kaum stand. Die Präsidentengattin ist nicht ganz ohne offizielle Mission unterwegs. Vor ihrer gestrigen Heimreise traf sie sich zu einem offiziellen Essen mit dem spanischen König Juan Carlos in dessen Feriendomizil auf Mallorca.

Aus dem Weißen Haus hieß es, die First Lady begleiche alle Rechnungen für die Reise aus eigener Tasche: die Kosten für die 60 angemieteten Zimmer in dem Luxus-Hotel, für ihr Essen und auch für den Flug in der Regierungsmaschine. Ihre Freunde müssen - wie es sich gehört - einen Linienflug nehmen.

Trotz aller guten Argumente schien das Weiße Haus mit der unerwartet heftigen Kritik auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein. "Die First Lady ist auf einer privaten Reise. Sie ist eine private Bürgerin und die Mutter einer Tochter auf einer privaten Reise. Und ich glaube, dabei belasse ich es", sagte Obamas Sprecher Robert Gibbs auf Nachfrage von Journalisten. Dabei war er sichtlich verstört. Souverän klingt anders.

Zur sonstigen Öffentlichkeitsarbeit des Präsidenten passt der Trip zur Costa del Sol tatsächlich nicht. Entsprechend ließen die Kritiker nicht locker - sie stürzten sich vor allem auf die angeblich gewaltigen Sicherheitskosten. Schließlich hätten zahlreiche Agenten des Secret Service in den beliebten Badeort geflogen werden müssen, um jeden Schritt von Michelle Obama und ihren Begleitern zu bewachen. Wie viele Sicherheitsleute tatsächlich dabei waren, wollte das Weiße Haus nicht mitteilen. Die Kosten seien aber nicht höher als bei anderen Ausflügen der Präsidentenfamilie, schrieb das Magazin "Newsweek".