Mordfall Erkelenz: Verkauft Linken-Politiker Waffen?

Verbrechen: Der Ratsherr soll die Tatwaffe im Erkelenzer Mordfall besorgt haben.

Hückelhoven. Der Fraktionschef der Linken im Stadtrat von Hückelhoven (Kreis Heinsberg), Manfred Hämmerle, soll mit Waffen gehandelt haben. Abnehmer soll auch der im Januar erschossenen Augenarzt Udo S. aus Erkelenz gewesen sein. Ihm besorgte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch die Maschinenpistole Sten MKII (Foto), mit der S. erschossen wurde.

Im Rathaus der Stadt wusste man schon seit Anfang des Jahres, dass die Polizei gegen Hämmerle ermittelt. "Die waren hier und haben uns das mitgeteilt, aber auch gleich dazu gesagt, dass sie um Vertraulichkeit bitten", so Bürgermeister Bernd Jansen (CDU). Man habe in der Gemeindeordnung nachgesehen, ob irgendetwas zu tun sei, aber festgestellt, dass kein Handlungsbedarf bestand.

Auch jetzt, nachdem die Ermittlungen gegen Hämmerle durch die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" an die Öffentlichkeit gelangt waren, werde zunächst nichts geschehen. "Das sind laufende Ermittlungen, die berühren die Ratstätigkeit nicht", sagt Jansen. Er selber kenne Hämmerle erst seit dem vergangenen Herbst.

Da war der Mann über die Liste für "Die Linke" in den Rat eingezogen, ist dort Fraktionsvorsitzender. "Kennen ist ohnehin zu viel gesagt", meint Jansen, "wir sehen uns bei den Sitzungen." Die Zusammenarbeit sei bis jetzt sehr angenehm gewesen. Sollte Hämmerle verurteilt werden, könne er natürlich nicht im Rat bleiben.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer. "Hämmerle wird beschuldigt, mehrfach illegal Schusswaffen besorgt zu haben", heißt es in einer Erklärung - es gehe um einen Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz. "Wir haben uns sehr schwer getan, den Namen und das Bild zu veröffentlichen", sagt Staatsanwalt Peter Aldenhoff. Es bedurfte dazu eines Gerichtsbeschlusses, da in die Persönlichkeitsrechte eingegriffen wird. "Aber hier geht es schließlich darum, einen Mord aufzuklären, nicht einen Hühnerdiebstahl", so Aldenhoff weiter.

Hämmerle ist der Einzige, der der Polizei von einem gewissen Albaner namens "Drago" berichten konnte. Dieser Mann könnte der Mörder des beliebten Augenarztes gewesen sein. Da ihn aber niemand außer Hämmerle gesehen haben will, gingen die Fahnder nun den für den Linken-Politiker unangenehmen Weg an die Öffentlichkeit.

"Vielleicht hat irgendwer die drei Männer zusammen gesehen, kann ,Dragos’ Existenz bestätigen und weitere Angaben machen", hofft der Staatsanwalt. Ob die "zwei oder drei" Hinweise aus der Bevölkerung, die er für "viel versprechend" hält, sich mit dieser Thematik befassen, sagt Aldenhoff aber nicht.

Hämmerle selbst war nicht erreichbar, und sein Vorstandskollege Stefan Bohnen wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern.