Millowitsch-Theater: Der Vorhang fällt

Willy Millowitsch war Kult und sein Theater eine Institution. Gestern hat sein Sohn Peter das Ende der Kölner Volksbühne verkündet.

Köln. Seit 1846 existiert das Kölner Volkstheater Millowitsch und begeistert seit Jahrzehnten mit Spiel- und Herrenwitz. 1940 übernahm der „kölsche Jong“ Willy Millowitsch die Leitung der väterlichen Bühne am Kölner Rudolfplatz, später trug das Fernsehen sein kölsches Naturell in die Welt. Eine Grimasse des Volksschauspielers reichte oft schon — und die Zuschauer klopften sich auf die Schenkel. Gestern nun kündigte sein Sohn Peter Millowitsch an, dass er das legendäre Theater aufgeben will. Nach Ende der Spielzeit 2018/2019 will er keine weiteren Stücke mehr inszenieren. Zuvor wird aber noch einmal der „Etappenhase“ gespielt. Jenes Stück von Karl Bunje, das im Millowitsch-Theater erstmals im Jahr 1936 aufgeführt und seitdem neun Mal wiederaufgenommen wurde.

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Als Peter Millowitsch (68) gestern das Foyer seines Theaters betritt, versucht er witzig zu sein: „Hier ist ja ausverkauft“, spottet er, blickt aber ernsthaft und traurig in die Runde. Dann liest er eine Erklärung vom Blatt ab. „Wenn man ins Rentenalter kommt, wird es Zeit darüber nachzudenken, wie man aufhört. Mit mir endet eine wunderbare Ära, die über sieben Generationen gedauert hat“, sagt Millowitsch und schluckt. „Es war nicht immer ein Vergnügen — das kann ich ihnen versichern — aber es hat immer Spaß gemacht.“

Noch bis zum 25. März kommenden Jahres wird im Millowitsch-Theater der Schwank „Wer weiß, wofür et joot es“ gespielt. Dann, nach der Sommerpause und der Fußball-WM, will Millowitsch das letzte Mal den „Etappenhasen“ auf die Bühne bringen. Es ist das Stück, bei dem er selbst schon fast alle Rollen übernommen hat und mit dem 1953 die Familie Millowitsch bundesweite Berühmtheit errang.

Gestern war auch Katarina Eisenlohr-Millowitsch im Theater, die älteste von Peters drei Schwestern. „Susanne, Mariele, Peter und ich haben immer zusammengehalten wie Pech und Schwefel“, berichtet sie. „Natürlich haben wir auch jetzt miteinander diskutiert und unterstützen Peter in seiner Entscheidung.“ Nur Katarina Eisenlohr-Millowitsch hat Kinder, mittlerweile gibt es vier Enkel. „Doch denen bedeutet das Theater nicht mehr so viel, die jüngsten werden sich gar nicht mehr daran erinnern“, sagt sie.

„Für mich schließt sich mit dem Etappenhasen der Kreis“, sagt Peter Millowitsch. Dabei hatte er über die Jahre eine behutsame Modernisierung des Familienbetriebs versucht. Als Willy Millowitsch im Jahr 1999 starb, versuchte sein Sohn Peter, auch Neues auf die Bühne zu bringen — nahm etwa „Die Sternstunde des Josef Bieder“ ins Programm. Seit rund einem Jahr werden die Schwänke nicht mehr im Fernsehen gezeigt, nicht mal mehr im Mittagsprogramm wie zuletzt. Dabei hieß eines der letzten Theaterstücke von Peter Millowitsch „Et hätt noch immer jot jejange“. Woz/Red