Mindestens 14 Obdachlose in Deutschland erfroren
Hamburg (dpa). Mindestens 14 Obdachlose sind in diesem Winterbereits in Deutschland erfroren. Seit dem Winter 1996/97 habe esnicht mehr so viele auf der Straße erfrorene Menschen gegeben, teiltedie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe am Montag inBielefeld mit.
Im Winter vor 13 Jahren waren es mindestens 25 Tote.
Der Dauerfrost macht jedoch nicht nur den Obdachlosen zu schaffen.Auch Autofahrer, Flugreisende und zunehmend auch die Schifffahrtkämpfen mit Eis und Schnee. Im Flugverkehr sorgte das Wetter auchwieder für Probleme: Am Frankfurter Flughafen wurden bis zumMontagmittag mehr als 180 Flüge gestrichen.
Auf dem Main-Donau-Kanal wurde die Schifffahrt nach tagelangem Frost am Montagabend eingestellt. Auch auf dem Mittellandkanal könnte sie in den nächsten Tagen zum Erliegen kommen, sollte sich der Frost noch verschärfen. Sechs Eisbrecher waren im Einsatz, um die Wasserstraße von der westfälischen Grenze bis Wolfsburg befahrbar zu halten.
Seit Samstagabend ist der Kanal zwischen Wolfsburg und Magdeburg gesperrt. Zehn Schiffe lagen im Eis fest.An der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern begannen Schiffseignerdamit, ihre Fahrzeuge mit Eisäxten freizuhacken. DieWasserschutzpolizei muss immer häufiger mit dem Auto zum Einsatzfahren, weil keine Streifenboote mehr durchkommen. Die Fährverbindungzwischen den Nordseeinseln Föhr und Amrum war durch Eis im Hafenweitgehend lahmgelegt.
Durch die Kälte in Bedrängnis kam auch ein Schwan imniedersächsischen Horneburg. Das Tier war so im Eis festgefroren,dass es sich nicht mehr bewegen konnte. Acht Feuerwehrleute befreitenden Gefangenen nach Polizeiangaben aus seiner misslichen Lage. Stattmit Dankbarkeit quittierte der Vogel die Mühen der Helfer jedoch mitSchnappversuchen und schwamm schließlich einfach davon.
Viele Autofahrer scheinen sich trotz des seit Wochen anhaltendenWinterwetters noch immer nicht auf Schnee und Glätte eingestellt zuhaben. In vielen Teilen Deutschlands gab es in der Nacht und amVormittag Staus und zahlreiche Unfälle - allein im bayerischenUnterfranken knapp 100. Auch vielerorts in Hessen, Rheinland-Pfalz,Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg kam derVerkehr ins Stocken, Dutzende Unfälle endeten mit Blechschäden. InOberweser bei Kassel sowie in Ochtrup im Münsterland wurden zweiAutofahrer getötet.
In Nordrhein-Westfalen stauten sich die Autos auf bis zu 280Kilometer und damit laut Landesleitstelle der Polizei etwa auf diedoppelte Länge eines „normalen“ Montags. Auf den Autobahnen rund umFrankfurt krachte es in den frühen Morgenstunden etwa 35 Mal. EinSprecher der Autobahnpolizei in Darmstadt sagte dennoch: „Ein ganznormaler Montag im Winter.“
Ein hoch geschleuderter Eisbrocken löste in einem Lärmschutztunnelnahe des unterfränkischen Hösbach Feueralarm aus. Die Autobahn musstegesperrt werden, auf der A 3 Aschaffenburg-Würzburg bildete sich inbeiden Fahrtrichtungen ein mehrere Kilometer langer Stau. Der voneinem Schneepflug hochgeschleuderte Brocken traf wohl den Feuermelderso unglücklich, dass die Scheibe zerbrach und der Alarm ausgelöstwurde. Das Sicherheitssystem schaltete die Ampel an beiden Zufahrtensofort auf Rot und sperrte so den Tunnel für den Autobahnverkehr.