So viele Reize Mit Ausritten im Frühjahr langsam starten
Warendorf (dpa/tmn) - Nach dem Winter freuen sich auch Reiter wieder, mit ihrem Pferd die Natur ausgiebig zu erkunden: „Im Frühling liegt eine besondere Stimmung in der Luft“, sagt die Reiterin Yuka Mahn aus Stuttgart.
Man merke, wie aufgeregt die Tiere seien und lasse sich als Reiter von dieser Energie anstecken.
Doch gerade wer mit seinem Pferd in den Wintermonaten überwiegend in der Halle geritten ist, sollte den ersten Ausflug in die Natur vorsichtig angehen: „Wenn das Pferd im Winter viel in der Halle war, ist es von der Natur entwöhnt“, erklärt Sabine Gosch von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz.
In der Halle gibt es wenig äußerliche Reize - bei einem Ausritt im Gelände jedoch allerhand: ein Hase, der plötzlich aus dem Gebüsch springt, Waldarbeiter oder Spaziergänger mit Hund. Unterschiedliche Witterungen und Gerüche kommen hinzu - das alles sind Sinneseindrücke, die das Pferd verarbeiten muss. Sind Pferde daran nicht gewöhnt, können sich die Fluchttiere bei plötzlichen Geräuschen oder unerwarteten Bewegungen leicht erschrecken.
„Vor dem ersten Ausritt im Frühjahr empfehle ich, das Training zunächst in der Halle zu beginnen“, sagt Christoph Hess, internationaler Richter für Dressur und Vielseitigkeit. Dadurch ist das Pferd schon etwas angestrengt und wird ruhiger. Dann können Reiter das Training nach draußen verlegen: zunächst auf den Außenplatz, dann folgen leichte Runden im Schritt um die Anlage herum. „Für den Anfang gilt: lieber zu wenig, als zu viel.“
„Erst wenn der Reiter sich ganz sicher fühlt, empfehle ich einen Ritt ins Gelände“, sagt Hess. Dabei gilt für Anfänger wie Profis: nur in Ausnahmefällen alleine reiten. Denn Pferde sind Herdentiere und nicht gerne alleine. Zu große Gruppen können bei unerfahrenen Pferden laut Hess aber zusätzlich Stress auslösen. Durch einen langsamen Trainingsaufbau stellen sich bei Mensch und Tier schnell Erfolgserlebnisse ein: Geräuschempfindlichkeit und Schreckhaftigkeit beim Pferd nehmen ab - und beide lernen, mit stressigen Situationen besser umzugehen.
Auf jeden Fall sollte der Ausritt für das Pferd spannend und abwechslungsreich sein. Das heißt: weichen mit hartem Boden, ebene Wege mit leichten Steigungen abwechseln. Denn laufen Pferde immer auf ähnlichem Boden, neigen sie eher zu orthopädischen Problemen. „Von betonierter Straße bis sandigem Untergrund kann alles dabei sein“, sagt Hess.
„Um den Tatendrang des Pferdes im Frühjahr einzudämmen, müssen Reiter das Pferd aber auch im Winter gut bewegen“, rät Hess. Also auch, wenn die Witterung es zulässt, Ausflüge ins Gelände unternehmen: „Im vergangenen Winter war das fast durchgängig möglich.“ Dadurch staut sich erst gar nicht dieser Übermut an, der es für manche Reiter schwer macht, das Pferd zu kontrollieren. Pferde, die wenig bewegt wurden, buckeln eher oder gehen im schlimmsten Fall sogar durch.
„Ich reite bei jedem Wetter aus“, erzählt Yuka Mahn. „Es ist schön, die Jahreszeiten dabei so intensiv mitzubekommen.“ Und regelmäßiges Ausreiten hat allerlei positive Effekte: Durch die vielen Sinneseindrücke der Natur ist das Pferd auch schneller müde und rundum ausgeglichen und zufrieden.
„Nach einem Ausritt im Gelände lasse ich mein Pferd gerne noch etwas im Sand wälzen oder auf der Wiese weiden“, erzählt Pferdetrainer Hess. Danach beginnt das Pflegeprogramm für das Tier: Beine waschen, Sattellage reinigen, Schmutz entfernen und putzen. Sind die Hufe nicht beschlagen, sollten sie ganz genau gereinigt werden - eingetretene Steinchen können sonst schnell zu einer Hufprellung führen. „Ganz waschen muss man das Pferd aber nicht jedes Mal.“