Mit dem Aufschwung sind auch die Metalldiebe zurück

Altmetalldiebe waren die Verlierer der Abwrackprämie. Jetzt sind die Preise für Kupfer, Zinn und Aluminium wieder in die Höhe geschossen. Die Einbrecher mit Regenrinne unter dem Arm sind dreister denn je.

Münster. Sie reißen Regenrinnen von Häusern, brechen Grablichter heraus und klauen auch schon einmal ganze Stromleitungen: Altmetalldiebe haben wieder Konjunktur.

In Zeiten der Abwrackprämie hatte sich Kupferklau lange Zeit kaum mehr gelohnt. Jetzt sind die Rohstoffpreise wieder oben - und Kriminelle reißen alles an sich, was nicht niet- und nagelfest ist.

„Die Diebe machen alles an Buntmetallen zu Geld, was sich irgendwie fortschaffen lässt“, warnte dieser Tage zum Beispiel die Polizei in Borken in Nordrhein-Westfalen. „Je höher der Wert der Metalle steigt, desto häufiger werden sie gestohlen.“

In Herne dürfte kürzlich ein Hausherr sehr verdutzt gewesen sein. Langfinger waren in seine Wohnung eingebrochen, die gerade renoviert wird. Brachial hatten sie neu verlegte Heizungsrohre aus Kupfer aus den Wänden gerissen und fortgeschafft.

Auch anderenorts rennen Kriminelle mit absurd großen Beutestücken durch die Nacht. In Bielefeld verschwanden von einer Kirche die Kupferfallrohre. Auch Friedhöfe sind beliebt. Ein Beispiel aus Ostwestfalen: In Löhne wurden von einem Grab ein Licht und eine Vase geklaut, beides Bronze. Hauptsache, das Metall ist leicht zugänglich.

Denn in der Regel werden Metalldiebe nicht rabiat gegenüber Menschen. Zu Geld gemacht wird das Diebesgut dann meist über Schwarzmärkte. Hehler kaufen die Ware der Diebe ein und machen sie unkenntlich, sagt die Sprecherin der Polizei Münster, Evelin Kösters. „Einschmelzen ist die gängigste Methode.“

Denn nur selten fänden sich Liebhaber, die eine Bronzevase oder andere Gegenstände in ihrem Originalzustand kaufen wollten. Meistens ist der angerichtete Schaden viel höher als die Ausbeute. Altmetalldiebe haben schwere Jahre hinter sich. Zum einen war die Weltwirtschaftskrise Gift für die Rohstoffpreise. Und die deutsche Abwrackprämie hatte dann 2009 auch noch für überfüllte Schrottplätze gesorgt und die Werte immer tiefer in den Keller getrieben.

Aber seit einiger Zeit geht es mit den Kursen für Rohstoffe wieder steil in die Höhe. Kupfer ist nun doppelt so viel wert wie vor anderthalb Jahren, beim Aluminium gab es eine Steigerung von rund 70 Prozent. Der Kurs von Zinn ist sogar um über 150 Prozent gestiegen. Manchmal zeigen sich wenigstens Ansätze von Skrupeln.

Zum Beispiel schlugen in dieser Woche Kriminelle auch in der Sankt Gudula-Kirche im münsterländischen Rhede zu. Ihr Ziel war ein Reliquiengefäß. Das vergoldete Behältnis wurde auch prompt entwendet.

Aber immerhin: Die Reliquie, ein Stück Schädel der belgischen Nationalheiligen Sankt Gudula, ließen die Rohstofffans in dem Gotteshaus zurück.