Rad-Autobahn Mit dem Fahrrad schnell zur Arbeit
Das Land fördert fünf Radschnellwege. Machbarkeitsstudie für Düsseldorf steht kurz vor dem Abschluss.
Düsseldorf. Marode Brücken, Aquaplaning, wegen Baustellen verengte Fahrbahnen — der Autobahnverkehr in NRW laviert oft nahe am Kollaps. Besonders Pendler leiden unter den ständigen Staus. Andere Wege gehen Dänemark und die Niederlande. Städteübergreifende, gut ausgebaute Radschnellwege laden zum Umsatteln ein. Und ersetzen bewusst den Ausbau so mancher Autobahn.
Das weiß auch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und fuhr erst im Juli über die westliche Grenze. In der kleinen holländischen Stadt Purmerend erfuhr er, was man tun muss, damit viele Menschen auf breiten Trassen mit dem Velo in die 18 Kilometer entfernte Stadt Amsterdam zur Arbeit fahren können — sicher, schnell und ohne Unterbrechungen. Zwei Rad-Parkhäuser sind in Planung.
Auch in NRW gibt es konkrete Pläne, das Rad als Fortbewegungsmittel für den Alltag einzusetzen. Vor knapp zwei Jahren zeichnete Groschek fünf Projekte aus, die sich um finanzielle Unterstützung für insgesamt 150 Kilometer Radschnellwege beworben hatten. Bernhard Meier, stellvertretender Pressesprecher des Verkehrsministeriums, kennt die Summen.
Als erstes müssen Machbarkeitsstudien erstellt werden, die über die Höhe der Gesamtkosten entscheiden. Diese werden im laufenden Haushalt 2015 mit 11,6 Millionen Euro bezuschusst, für weitere, detailliertere Planungen sollen 2016 bis 2019 insgesamt 13,5 Millionen Euro fließen. Dafür wird, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, das Straßen- und Wegegesetz des Landes geändert, so dass die Radschnellwege wie Landstraßen behandelt und vom Land bezuschusst werden dürfen.
Zu den fünf Radschnellwegprojekten zählt — neben Aachen, bad Oeynhausen, Köln und Rhede — auch eine zirka 30 Kilometer lange Strecke, die die Städte Monheim und Langenfeld im Süden mit Düsseldorf und Neuss im Norden verbindet. Andrea Blome, Amtsleiterin des Verkehrsmanagements der Stadt Düsseldorf beschreibt den aktuellen Stand: „Die Machbarkeitsstudie soll in diesem Jahr noch in die Öffentlichkeit und die Gremien gehen.“ Dass auch die weitere Planung vom Land gefördert wird, habe die Städte überhaupt zur Bewerbung bewogen, ergänzt Blome.
Denn Radschnellwege sind teuer — in den Niederlanden werden zwischen 0,5 und 2 Millionen Euro pro Kilometer Baukosten kalkuliert, aben Rad-Experten des Bundesverkehrsministeriums ermittelt.
Dafür ermöglichen die Strecken eine „gleich bleibende Fahrgeschwindigkeit mit relativ geringem Energiebedarf“, so die Experten weiter. Die Wege sind breit, möglichst geradlinig, kreuzungsfrei, gut beleuchtet, ins kommunale Radwegenetz und an den Öffentlichen Nahverkehr gebunden, haben Spuren in beide Richtungen, fahren wichtige Ziele wie Unternehmen oder Einkaufszentren an und werden gepflegt. Schließlich geht es nicht um Freizeittouren, sondern um die Fahrt zu Arbeit oder Einkauf. Ideal in Ballungszentren wie der Rheinschiene, wenig sinnvoll dort, wo weniger Menschen leben. So werden, laut „Arbeitskreis Radschnellwege“, Luftbelastung und Autostraßenkosten reduziert, Verkehrssicherheit und Gesundheit verbessert.
Während bei den fünf Radschnellwegen noch die Machbarkeit ergründet wird, ist das zirka hundert Kilometer lange Ruhrgebietsprojekt RS1 „Der schnellste Weg durchs Revier“ von Duisburg bis Hamm in Teilen — etwa fünf Kilometer zwischen Universität Essen und Essen-Frohnhausen — realisiert. Meier: „Das ist das Vorzeigeprojekt in Deutschland.“ Finanziell daran beteiligt ist hier der Bund.
Für die Realisierung der fünf anderen Radschnellwege steht Minister Groschek im Wort. Er versprach 2013: „Wenn die Projekte durchgeplant sind, werden wir sie auch umsetzen. Die Finanzierung wird uns gelingen.“