Mit dem Image des Erfolgs
Magdalena Neuner ist Rekord-Weltmeisterin. Und eine selbstbewusste Vermarkterin ihrer großen Siege im Sport.
Chanty-Mansijsk/ Düsseldorf. Es gibt auf dem Globus keine, die Laufen und Schießen erfolgreicher miteinander verbindet. Keine, die ihre Sportart so beherrscht wie sie. Magdalena Neuner, das darf man jetzt ohne Übertreibung sagen, ist mit dem historischen Staffel-Triumph am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Chanty-Mansijsk endgültig die Königin der Biathleten.
Als sie vier Jahre alt war, hat sie das erste Mal bei ihrem Heimatverein SC Wallgau auf Alpinski gestanden. Dann landete sie im Langlauf und gewann mit acht Jahren ihren ersten Wettkampf. 1996 nahm sie aus Lust und Laune an einem Probetraining der Biathleten teil. Der Rest ist eine einmalige Erfolgsgeschichte.
Magdalena Neuner ist die Zweitälteste von drei Geschwistern einer sportlichen, aber vor allem sehr musikalischen Familie. Vater Paul Neuner dirigiert die Wallgauer Blasmusik, Magdalena spielt Harfe, der ältere Bruder in einer Tanzkapelle, der Cousin in einer Punk-Band.
Schon 2007 wird sie zur Sportlerin des Jahres gewählt, der Gewinn des Gesamt-Weltcups 2008 verhilft ihr zu neuen Werbeverträgen, erstmals macht sie Reklame für eine Brauerei.
Bodenständigkeit und Natürlichkeit waren die Eigenschaften, die ihr Bild in der Öffentlichkeit prägten. Stricken ist immer noch eine ihrer ganz großen Leidenschaften. Und sie bekennt sich dazu. Auch bei Leuten, die das vielleicht altmodisch finden.
Als die Erfolge zunehmen, kümmern sich ihre Berater um ein neues Image. Das Image einer Erfolgsfrau, die im Leben steht. Und es zu genießen weiß. Anfragen des Magazins „Playboy“ lehnt sie zwar weiter ab, aber einem Dessous-Werbeshooting eines Textilherstellers verschließt sie sich nicht mehr. Sie selbst hat sich vom überhöhten Erwartungsdruck befreit, der in Phasen ihrer Karriere das eine oder andere Mal unmenschlich zu werden drohte.
Als sie bei den Weltmeisterschaften 2007 in Antholz ihr erstes Gold gewann und bei der Siegerehrung die Nationalhymne hörte, hat sie noch mit den Tränen gekämpft. In Chanty-Mansijsk hört sie die Hymne selbstbewusst. Wie eine junge Frau, die weiß, was sie will. „Ich werde mir bewusst, dass ich diese Momente heute intensiver genießen kann als früher in meiner Karriere“, sagt sie.
Mit 25 Sekunden Rückstand war sie auf die letzte Runde nach dem Stehendschießen gegangen und lief ihre Konkurrentin aus der Ukraine in Grund und Boden. „Sorry“, sagte Magdalena Neuner im Ziel, als müsse sie sich für ihre erfolgreiche Aufholjagd bei ihrer Gegnerin entschuldigen.
Läuferisch war und ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Probleme am Schießstand hat sie mit einem Mentaltrainer bearbeitet. Bei den Weltmeisterschaften in Sibirien steht mit dem Gewehr in der Hand wie eine Statue.
Und muss nach dem Doppel-Olympiasieg von Vancouver 2010 und zehn Goldenen bei Weltmeisterschaften auf sympathische Art und Weise neue Ziele sucht. „Was mache ich denn jetzt bloß? Zehn Titel wollte ich in meiner Karriere schon gewinnen, aber jetzt muss ich mir ja schon wieder neue Ziele setzen“, sagt sie und lächelt ihr bezauberndes Lächeln.