Gewalt an Frauen Mit roten Schuhen gegen Gewalt an Frauen

Berlin · Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland und weltweit ein Problem. Darauf soll heute aufmerksam gemacht werden. Eine der zahlreichen Aktionen an diesem Tag versucht das mit roten Schuhen.

Mit roten Schuhen gegen Gewalt an Frauen
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30 Paar rote Schuhe stehen vor dem Rathaus Tiergarten. Jedes Paar soll auf Frauen aufmerksam machen, die Femiziden zum Opfer fielen. In Berlin sind das laut Stefanie Remlinger, Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, in diesem Jahr bereits 29.

Unter einem Femizid versteht man eine vorsätzliche Tötung, bei der das weibliche Geschlecht des Opfers als Motiv eine Rolle spielt. Aktionen wie diese gibt es heute, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, in vielen deutschen Städten und weltweit.

UN-Studie: Weltweit mehr als 51.000 Femizide im privaten Umfeld

Laut Schätzungen der Vereinten Nationen wurden im vorigen Jahr weltweit 51.100 Mädchen und Frauen von Verwandten oder männlichen Partnern getötet. Das gesamte Ausmaß an Femiziden sei jedoch noch größer, hieß es in einer Studie des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und der UN-Frauenorganisation UN Women. Denn zu Tötungen außerhalb des privaten Umfeldes lägen keine ausreichenden Daten vor.

Afrika hatte 2023 die höchste Rate an Femiziden, bei denen Opfer und Täter in einer intimen oder familiären Beziehung standen. Der Wert lag dort bei 2,9 Opfern pro 100.000 Frauen. In Europa lag die Rate mit 0,6 am niedrigsten.

Die UN-Fachleute wiesen darauf hin, dass viele Opfer vor ihrem Tod wegen Gewalt in der Beziehung Alarm geschlagen hätten. „Dies legt nahe, dass viele Tötungen von Frauen vermeidbar sind“, schrieben sie. Kontaktverbote für männliche Partner könnten Leben retten, hieß es.

Scholz: Wollen mehr Hilfe für weibliche Gewaltopfer

„Es muss mehr Frauenhausplätze und Beratungsangebote geben, verlässlich finanziert. Opfer von Gewalt brauchen einen Anspruch auf Schutz“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Plattform X. „Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen Gewalt im eigenen Zuhause - und das sind nur die polizeilich erfassten Taten“, betonte der Kanzler. Das Bundeskabinett will einen entsprechenden Entwurf des Gewalthilfegesetzes am Mittwoch verabschieden. Ob er auch eine Mehrheit im Bundestag erreicht, ist noch unklar.

„Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Jeden Tag werden rund 400 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt“, sagte Bundesfrauenministerin Lisa Paus der Deutschen Presse-Agentur. „Es braucht eine Trendumkehr, ein starkes Gewalthilfegesetz, um das Recht auf Schutz und Beratung für alle Betroffenen von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu verankern.“

Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, forderte in einer Mitteilung: „Gewaltschutz ist ein Menschenrecht und duldet keinen Aufschub. Daher muss das Gewalthilfegesetz endlich umgesetzt werden.“ Gewaltschutz sei keine Option, sondern eine Verpflichtung.

Frauen in Deutschland immer mehr von Partnerschaftsgewalt betroffen

Zuletzt hatte Paus zusammen mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem Bundeskriminalamt Zahlen vorgestellt, wonach immer mehr Frauen in Deutschland von Gewalt betroffen sind. Besonders schwerwiegend sind versuchte und vollendete Tötungsdelikte, die sich explizit gegen das weibliche Geschlecht richten. Im Jahr 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von solchen versuchten oder vollendeten Femiziden. 360 Frauen und Mädchen starben dabei.

„Die Politik muss dafür sorgen, dass Täter gestoppt und Frauen geschützt werden“, teilte Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation Terre de Femmes, mit. Die Trennung von einem gewalttätigen Partner sei für Frauen der gefährlichste Moment. Diese Gefahr für Frauen würde von Behörden und Justiz noch immer unterschätzt werden.

Auch in Spanien viele Fälle von Gewalt gegen Frauen

Auch in Spanien häufen sich die Fälle von Gewalt gegen Frauen. Seit Jahresbeginn kamen bereits 40 Frauen durch ihre Partner oder Ex-Partner ums Leben, wie die Gewerkschaft Unión Sindical Obrero schreibt. Ein neuer Fall schockt viele in Spanien: Ein 17-Jähriger soll in der südspanischen Provinz Alicante seine 15-jährige Ex-Freundin umgebracht haben, berichtete der staatliche Sender RTVE. Nur wenige Tage zuvor hatte ein Mann im andalusischen Estepa nahe Sevilla Behörden zufolge seine Frau und anschließend sich selbst getötet. In ganz Spanien sind 40 Demonstrationen am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen geplant.

Protest in Istanbuler Zentrum verboten

In Istanbul hatte der Gouverneur der türkischen Metropole Demonstrationen in der Innenstadt anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen untersagt und den Bereich absperren lassen. Versammlungen seien an bestimmten Orten fern der Innenstadt erlaubt, hieß es.

Nach Angaben der Organisation „Wir werden Frauenmorde stoppen“ waren vergangenes Jahr in der Türkei mindestens 315 Frauen von Männern getötet worden, in den meisten Fällen war der Täter der Partner.

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen soll die Gesellschaft für dieses Problem sensibilisieren. Die Aktionen finden im Rahmen der UN-Kampagne „Orange the World“ statt. Diese gibt es seit 1991 und dauert in diesem Jahr 16 Tage. Sie beginnt heute mit dem Orange Day. Viele Gebäude werden an dem Tag in Orange angestrahlt.

© dpa-infocom, dpa:241125-930-299075/1

(dpa)