Modepolizei bei Pferderennen: Schluss mit schlampig in Ascot
Die Macher des weltberühmten Pferderennens setzen dieses Jahr zum ersten Mal eine Modepolizei ein. Allzu wenig Textil ist nicht gern gesehen.
London. Eine Teekanne auf dem Kopf ist erlaubt, das nackte Schlüsselbein einer Dame aber pfui. So absurd diese Regeln scheinen, so wenig bringt es, mit der Fashion-Kontroll-Staffel zu diskutieren.
Nähern sich die lila Uniformierten, wird man zwangseingekleidet. Aufpasserinnen verteilen bei dem fünftägigen Rennen erstmals Schals, Krawatten und Kopfbedeckungen, wo zu viel Haut oder ein Nichts gähnt.
Im Kampf gegen den Sittenverfall, den die Macher von Ascot seit vier Jahren offensiv führen, ist dies ungewöhnlich: Vorschriften sind Briten eigentlich zuwider. Doch nichts anderes scheint zu funktionieren.
Nick Smith, Sprecher der Rennbahn, hatte es anfangs mit Humor versucht: „Unterhosen sollten getragen werden, aber nicht so, dass sie für alle sichtbar sind.“ Im zweiten Jahr gab es eine Kleidungsanleitung, 2011 wurden Modesünder mit Aufklebern gekennzeichnet.
Dieses Jahr geht die Stil-Polizei auf Streife. Es geht es um viel: Das exklusive Image leidet, weil immer wieder Fotos von Damen in Strip-Outfits und von Alkoholexzessen um die Welt gehen.
Auch der Lauf der Zeit nagt an den Säulen der Tradition. Denn wer weiß heute schon, wie man einen Hut korrekt trägt? Oder dass Kleider mit Spaghettiträgern in besseren Kreisen als stillos gelten? Noch verzwickter ist das Ganze, weil Ascot seine Zuschauerränge in drei Zonen einteilt.
In die „Royal Enclosure“, wo der Adel flaniert, bekommen nur Ausgewählte Zutritt. Man würde denken, dass sich diese Glücklichen in Garderobefragen nicht vergaloppieren. Weit gefehlt! „Hüte müssen hier über zehn Zentimeter Durchmesser haben“, erinnert Smith. Wer dort von der Modepolizei aufgegriffen wird, muss sich gegen Kaution einen großen Hut leihen.
Im „Grandstand“ neben der königlichen Loge stehen all jene, die dem Adel nah sein wollen, aber nicht die passenden Kontakte haben. Damit also die weniger Distinguierten die vornehme Gesellschaft nebenan nicht optisch beleidigen, ist auch hier Kopfbedeckung Pflicht.
Ein winziges Hütchen reicht aus, und wo er fehlt, verschenkt die Task Force ab sofort gnädig Ersatz. Auf den billigsten und schlechtesten Plätzen im „Silver Ring“ gilt indes nur eine Regel: „Nackte Oberkörper sind verboten.“