U-Haft verlängert Mordfall Nicky Verstappen: Tatverdächtiger gibt kein Geständnis ab

Maastricht · Die Staatsanwaltschaft Maastricht hat die Untersuchungshaft des Hauptverdächtigen Jos B. im Mordfall Nicky Verstappen um 90 Tage verlängert. Gegen ihn wird nun auch wegen des Besitzes von Kinderpornographie ermittelt.

Nicky Verstappen verschwand im August 1998 aus einem Sommercamp in der Brunssumer Heide. Der Tatverdächtige Jos B. wurde am nächsten Tag am Tatort gesehen.

Nicky Verstappen verschwand im August 1998 aus einem Sommercamp in der Brunssumer Heide. Der Tatverdächtige Jos B. wurde am nächsten Tag am Tatort gesehen.

Foto: Leah Hautermans/Polizei NL

Der 55-jährige Jos B., der als dringend tatverdächtig gilt, den elfjährigen Nicky Verstappen vor 20 Jahren sexuell missbraucht und getötet zu haben, hat in einem ersten Verhör kein Geständnis abgegeben. Das Gericht in Maastricht entschied nun am Donnerstag, dass B. länger in Untersuchungshaft bleiben soll. In einer Erklärung des Gerichts heißt es, man habe schwerwiegende Einwände wegen des Besitzes von Kinderpornographie sowie einer akuten Fluchtgefahr B.s.

Der Anwalt des 55-Jährigen meint, die niederländische Staatsanwaltschaft habe keine Beweise für die Beteiligung B.s am Tod des Jungen im Jahr 1998. Ob sich Jos B. auf sein Schweigerecht berufen hat und wie die allgemeine Haltung des Mannes aus Simpelveld in dem Prozess ist, dazu machte sein Anwalt Gerald Roethof keine Angaben.

Der Anwalt darf sich seit Dienstag öffentlich zu dem Fall äußern. Bis dahin war es ihm verboten, darüber zu sprechen. Roethof äußerte in mehreren niederländischen Medien seine Unzufriedenheit über diese Einschränkung; insbesondere, da der Sprecher der Familie Verstappen, Peter de Vries, seit Wochen seine Meinung der Öffentlichkeit kundtun konnte. Zudem darf Jos B. nun Kontakt zur Außenwelt haben, beispielsweise zu seiner Familie. Dies war ihm bisher untersagt.

Anwalt: DNA-Spur von B. ist kein Blut oder Sperma

Roethof ersuchte in der nicht öffentlichen Sitzung am Donnerstag die Freilassung seines Mandanten. Er sagte den Medien gegenüber, dass es sich bei B.s DNA-Spuren, die auf Nickys Hose und Unterhose gefunden wurden, nicht um Blut oder Sperma handle. Außerdem wären noch zu viele Fragen offen: Ob überhaupt ein Verbrechen vorliegen würde oder Nicky Verstappen nicht eines natürlichen Todes gestorben sei. Auch der Missbrauch könne nicht bewiesen werden. Die Todesursache des Elfjährigen ist nicht geklärt.

Der Mordfall Nicky Verstappen
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Der Mann aus Simpelveld war am 26. August in der Nähe von Barcelona festgenommen worden, als er sein Versteck verließ. Die Polizei hatte ihn zuvor in den französischen Vogesen vermutet, wo er im Februar 2018 das letzte Mal gesehen wurde, bevor seine Familie ihn als vermisst gemeldet hatte. Der Mordfall hatte über Jahre hinweg immer wieder die niederländische Öffentlichkeit bewegt.

Der mutmaßliche Täter konnte identifiziert werden, nachdem moderne Entwicklungen die Nutzung alter DNA-Spuren möglich machte, die auf Nicky Verstappens Kleidung gefunden worden waren. Nach einem DNA-Massentest Anfang des Jahres war der Polizei Jos B. aufgefallen, weil er nicht an der Untersuchung teilgenommen hatte. Daraufhin suchte die Polizei mit einem europäischen Haftbefehl nach Jos B. Ein Zeuge erkannte ihn schließlich auf einem Foto in den Medien, dass die niederländische Polizei im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung herausgegeben hatte. Er wurde am 6. September an die Niederlande ausgeliefert.