Vermisstenfall in München Blutige Fußmatte erhärtet Verdacht gegen Ehemann
München · Seit einem Monat sucht die Münchner Polizei mit immensem Aufwand und dennoch vergeblich nach einer vermissten Mutter und ihrer 16-jährigen Tochter. Der Ehemann der Frau steht unter Mordverdacht. Jetzt gibt es erschütternde Neuigkeiten.
Der traurige Verdacht der Polizei hat sich erhärtet: Eine vermisste Münchnerin und ihre 16 Jahre alte Tochter scheinen tot zu sein. Die Ermittler haben in einem Waldstück der bayerischen Landeshauptstadt eine Schmutzfangmatte und einen Teppich mit Blut der beiden gefunden. Die Fundstücke aus der Wohnung der Familie bestärken die Ermittler in der Vermutung, „dass wir nach Leichen suchen“, wie Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich am Dienstag in München sagte. Derzeit steht der Ehemann und Stiefvater der beiden im Verdacht, seine Angehörigen umgebracht zu haben.
Polizeibeamte hatten zuvor den Truderinger Forst im Südosten Münchens durchkämmt. „Hier ist ein Ankerpunkt des Beschuldigten“, erläuterte der Leiter der Mordkommission bei der Münchner Polizei, Josef Wimmer. Der Mann sei dort spazieren gegangen und habe Pilze gesucht. Es liege nahe, dass man als Täter Leichen dort ablege, „wo man sich auskennt“.
Von der 41 Jahre alten Frau und ihrer 16-jährigen Tochter fehlt seit dem 13. Juli jede Spur. Der neue Ehemann der Frau sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Die Beamten gehen davon aus, dass der 44 Jahre alte Deutsch-Russe zuerst seine Frau tötete und danach die Tochter ermordete, um die Tat zu verschleiern. Mit dieser These war der Haftbefehl wegen des Verdachts auf Totschlag im Fall der Frau und - wegen der Verdeckungsabsicht - auf Mord im Fall der Tochter beantragt und erlassen worden. Wie die beiden zu Tode gekommen sein könnten, ist noch unklar.
Der Mann hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es sei zu früh zu sagen, was die möglichen Hintergründe oder das Motiv seien, sagte Heidenreich. „Der Beschuldigte schweigt, die Opfer sind noch nicht gefunden.“ Damit gebe es eine „immense Bandbreite der Möglichkeiten“.
Die Polizei geht derzeit rund hundert Hinweisen nach; zudem wurden die russischen Behörden um Mithilfe gebeten. Nicht nur der Tatverdächtige, sondern auch die Mutter und ihre Tochter waren Deutsch-Russen und hatten Bezüge nach Russland.
Der 44-Jährige hatte die beiden Frauen als vermisst gemeldet. Seinen Angaben zufolge sollen sie am 13. Juli gemeinsam ihre Wohnung im Münchner Stadtteil Ramersdorf-Perlach verlassen haben, um in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum shoppen zu gehen. Seit diesem Tag wurden sie nicht mehr gesehen, sie meldeten sich auch nicht bei Freunden und Angehörigen. Ihre Handys sind ausgeschaltet.
Die Polizei durchsuchte daraufhin den Truderinger Forst nach Leichen. Teils waren die Beamten mit Alu-Stöcken und Schaufeln unterwegs. Auch Polizeitaucher waren im Einsatz und suchten in einem Baggersee. Ein mit einer Wärmebildkamera ausgerüsteter Polizeihubschrauber beteiligte sich ebenfalls an der Aktion.
Es sei „mit einem unheimlichen Aufwand“ gesucht und ermittelt worden, sagte Heidenreich. Dichtes Buschwerk mache die Arbeit schwierig. „Sie müssen Meter für Meter vorgehen.“ Zudem würden in einem Wald naturgemäß viele Gegenstände gefunden, sagte Wimmer. Die Ermittler stünden vor der schwierigen Aufgabe herauszufinden, ob sie mit dem Fall zu tun haben könnten.
Die Polizei rief erneut die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Die Suche konzentriere sich vorerst weiter auf das Waldstück. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass sie auf andere Gegenden erweitert werde.