Münchener Schläger-Touristen: Angeklagter Schweizer entschuldigt sich

Nach Monaten brach er sein Schweigen: Ein Schweizer Jugendlicher, der mit zwei Klassenkameraden wegen eines Gewaltexzesses in München vor Gericht steht, hat kurz vor Prozessende ein Geständnis abgelegt - er entschuldigte sich bei seinem Opfer, das damals fast gestorben wäre.

München. Einer der Schweizer Jugendlichen, die wegen eines Gewaltexzesses in München vor dem Landgericht stehen, hat am Donnerstag ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er habe sich auch bei seinem Hauptopfer entschuldigt und ihm einen Entschuldigungsbrief übergeben, berichtete Justizsprecherin Margarete Nötzel aus der nicht öffentlichen Verhandlung. Die Aussage des inzwischen 18-Jährigen "deckt sich im wesentlichen mit dem, was er nach seiner Festnahme bei der Polizei gesagt hat", sagte sie. In der Verhandlung hatte er bislang geschwiegen, kurz vor Ende des Prozesses überlegte er es sich offenbar auf Anraten seines neuen Verteidigers anders.

Der Schüler einer Berufsschule in Küsnacht (Schweiz) und zwei gleichaltrige Klassenkameraden werden des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung beschuldigt. Die drei sollen während einer Klassenfahrt am 30. Juni 2009 in einem regelrechten Gewaltexzess in der Münchner Innenstadt fünf Passanten geschlagen und zwei durch Tritte gegen den Kopf lebensgefährlich verletzt haben. Der geständige 18-Jährige war an zwei Fällen beteiligt. Das am schwersten betroffenen Opfer, bei dem er sich entschuldigte, war ein Versicherungskaufmann aus Ratingen.

Der neue Verteidiger des Geständigen, Steffen Ufer, führt nach eigenen Angaben Gespräche mit dem Anwalt des Verletzten über einen Täter-Opfer-Ausgleich. Ufer zufolge hat der Schüler "umfassend" gestanden, er habe sich jedoch bei den Misshandlungen nicht vorstellen können, dass sie tödlich enden könnten.

Der Anwalt war von dem Angeklagten und seinen Eltern vor zwei Wochen mit der Übernahme der Verteidigung beauftragt worden. "Sie haben gemerkt, dass das Ganze in eine völlig falsche Richtung lief", so Ufer. Der bisherige Anwalt hatte dem Schüler zum Schweigen geraten. "Er hat einen jungen Menschen, der bei der Polizei schon alles zugegeben hatte, wie einen Mafioso verteidigt", kritisierte Ufer den Kollegen. Die Strategie des Vorgängers sei "nicht auf den ersten Blick schlüssig und überzeugend", formulierte Nötzel.

Nach ihren Angaben hat der zur Tatzeit 16-Jährige auch die Tatbeiträge seiner gleichaltrigen Mitangeklagten geschildert. Diese hätten dabei den Kopf geschüttelt, so die Sprecherin über die Reaktion der beiden Schüler. Die zwei schwiegen - wie schon seit Beginn des Prozesses im März - weiter zu den Schuldvorwürfen.

Das Geständnis ihres Kameraden sei für diesen "von wesentlicher Bedeutung", betonte Nötzel. Ein Schuldeingeständnis müsse immer zu Gunsten eines Angeklagten berücksichtigt werden, in welchem Maße es sich strafmildernd auswirke, komme natürlich auch auf den Zeitpunkt an. Immerhin habe der junge Mann zunächst bei der Polizei Angaben gemacht, die durch den Vernehmungsbeamten im Prozess wiedergegeben worden seien. dpa