Porträt: Der kleinste Mann der Welt
Khagendra Thapa Magar misst gerade einmal 67,8 Zentimeter – wenn er sitzt, ist er so groß wie ein Wasserflasche.
Pokhara. Als Baby passte er in die Handfläche seiner Mutter. Heute ist er volljährig und reicht den Erwachsenen bis zum Knie. Mit 67,8 Zentimetern Körpergröße ist Khagendra Thapa Magar (18) der kleinste Mann der Welt.
Diesen Titel hat ihm jetzt das Guinness-Buch der Rekorde offiziell verliehen. Wenn sich der kleine Mann setzt, ist er in etwa so groß wie eine Wasserflasche.
Um Besucher zu begrüßen, legt Khagendra seine Handflächen in traditioneller nepalesischer Weise aneinander und sagt "Namaste" - das Grußwort in seinem Land. Dabei zieht sich ein sanftes Lächeln über sein kleines Gesicht. Die Stimme ist kaum zu hören.
Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder lebt Khagendra auf zwölf Quadratmetern. Mehr Platz hat die Wohnung der Familie nicht.
"Als er geboren wurde, passte er in meine Handfläche", erinnert sich die Mutter. "Ihn in diese Welt zu bringen, war nicht schwierig, aber ihn großzuziehen, war sehr schmerzvoll."
Dhanmaya muss die ganze Zeit sehr vorsichtig sein - ihr Sohn wirkt geradezu zerbrechlich. Früher war der Junge konstant gewachsen, bis er elf Jahre alt war. Dann setzte sein Wachstum völlig aus. Mit 67,8 Zentimetern und viereinhalb Kilogramm Gewicht wird Khagendra wohl nicht größer werden..
Bis vor vier Jahren konnte er noch gerade stehen. Jetzt steht Khagendra gebeugt, weil seine rechte Körperhälfte damals etwas langsamer wuchs. Er trägt sportliche bunte Kleidung, die eigentlich für Zweijährige gedacht ist. An den Füßen sitzen zehn Zentimeter große Schuhe - eine Extraanfertigung, die ihm das Guinness-Buch geschenkt hat.
Seit 2006 lebt Khagendra in Pokhara, etwa 150 Kilometer westlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. 2009 kam er in den Kindergarten, wo er seinen Namen auf Nepalesisch schreiben lernte. Er träumt davon, Arzt zu werden und seiner Familie ein mehrstöckiges Haus zu bauen.
"Anfangs war er sehr schüchtern und hasste es, fotografiert zu werden", sagt seine Mutter. "Aber jetzt hat er keine große Scheu mehr davor, Menschen zu treffen."
Khagendra liebt es, zur traditionellen nepalesischen Musik zu schunkeln. Er ist religiös und betet jeden Morgen zu Buddha.
Außerdem liebt er Pflanzen. Und Khagendra spielt gern. "Er schmeißt mit Dingen nach mir, wenn er niemanden für sein Lieblingsspiel findet", sagt sein Bruder Mahesh (14), der normal groß ist. "Aber ansonsten kommen wir ganz gut miteinander klar."