Durchbruch: Rekord-Röhre durch die Alpen

Am Freitag fressen die Bohrer am Gotthard-Basistunnel die letzten anderthalb Meter Gestein. An die 57 Kilometer ist die Röhre dann lang.

Genf. Freitag soll der Rekord Wirklichkeit werden, eine Belohnung für rund 25 Jahre Planung und Bau am Gotthard-Basistunnel. Mit dem Fall der letzten anderthalb Meter Gestein wird der Weg frei. Von 2017 an sollen die ersten Züge über 57 Kilometer Schienen durch den Tunnel rollen.

Mehr als 2500 Bergleute haben eine Meisterleistung vollbracht, sich im Berg mit Technologie gegen immer neue schwer zu bewältigende Gesteinsformationen durchgesetzt.

Wo Hannibal sich mit seinen Elefanten noch über die Pässe schleppen musste, stellen die Alpen nun erstmals kein Hindernis mehr dar. Züge werden ebenerdig hindurch rasen.

Mit allen Quer- und Verbindungsstollen misst das Tunnelsystem insgesamt 152 Kilometer. Es könnte sogar schon ein Jahr früher, also 2016, in Betrieb genommen werden, so schnell kommen die Arbeiten voran. Aber seit dem ersten Spatenstich haben auch sieben Bergleute ihr Leben verloren.

Was die Arbeiter bei 28Grad im Tunnel - gekühlt, sonst wären es über 40 - leisten, ist kaum vorstellbar. Etwa 400 Meter lange Tunnelbohrmaschinen mit jeweils rund 60 Meißeln am Bohrkopf, der knapp zehn Meter Durchmesser hat, rücken dem Gestein mit je 25 Tonnen Druck zu Leibe.

Netze aus Stahl decken die Wände ab. Um die 13 Millionen Kubikmeter Material werden aus dem Berg gebrochen - so viel wie auf einen Güterzug passen würde, der von Zürich bis New York reicht.

Dort wo der Tunnel bereits begehbar ist, bietet sich ein atemberaubender Anblick. Man glaubt, in einem unterirdischen Palast zu sein. Ein- und Ausgang scheinen in unerreichbarer Ferne, nur gespenstisches Licht beleuchtet die Szenerie der Maschinen und die Grubenarbeiter mit ihren Helmen.

Der Eisenbahn-Tunnel soll den Großteil des Güterverkehrs durch die Schweiz umweltschonend aufnehmen. Die Eidgenossen haben mehrmals dafür gestimmt, dass die Güter auf der Schiene und nicht auf der Straße durch die Alpen transportiert werden. Nach der Fertigstellung wird sich der Schienenverkehr im Tunnel auf 230 bis 300 Züge erhöhen, heute sind es 130.

Die Stelle für den Durchbruch befindet sich etwa in der Mitte des Tunnels. Sie liegt 2500 Meter unter dem Gipfel des Piz Vatgira. Ein kleines Loch gibt es übrigens bereits seit einigen Wochen und es zieht dadurch auch schon frische Luft durch den Berg. Sechs Zentimeter ist die Öffnung groß. Das Kabel für die heutige Liveübertragung der Durchschlags-Feier soll dort durch führen.