Mumford & Sons begeistern auch ohne Show und Glamour
München (dpa) - Von einer echten Rampensau ist Marcus Mumford weit entfernt. Trotz all der Erfolge mit seiner Newcomerband Mumford & Sons hat sich der britische Leadsänger ein gewisses Maß an Zurückhaltung bewahrt - was am späten Montagabend in München schon gleich zu Beginn erkennbar wird.
Beim ersten Deutschland-Konzert auf der groß angelegten Europatour hat sich der Frontmann der UK-Combo ganz rechts auf die Bühne gestellt und nicht wie üblich in die Mitte. Er redet kaum in den kleinen Pausen zur jubelnden Menge - zwischen „Hallo München“ und „Danke München“ ist keinerlei Show, sondern ausschließlich die Musik. Was einerseits ungewöhnlich, andererseits auch eines von Mumfords Erfolgsgeheimnissen ist.
Der fehlende Glamour ist ein Markenelement der englischen Band, die mit ihrem euphorischen Mix aus Folk und Rockmusik schon Millionen für ihren ganz eigenen Musikstil begeistert hat. Das Erfolgsalbum „Babel“, mit zwei Grammys ausgezeichnet, verhalf im vergangenen Herbst zum Durchbruch, lag in der Heimat Großbritannien und den traditionell schwer zu erobernden USA zeitweise auf Platz eins der Charts. „Wir sind sehr schnell sehr viel größer geworden, als wir je gedacht hätten“, gestand Mumford zuletzt ein.
Seither ist die Nachfrage ungebrochen riesig - das gilt gerade auch für Live-Auftritte. 20 Konzerte in fast allen westeuropäischen Metropolen sind allein bis Mitte April geplant. Mit einer Ausnahme ist schon jetzt jede dieser Veranstaltungen ausverkauft.
Auch vor der Zenith-Halle in München war der Andrang groß, obwohl es schon seit Wochen keine Karten mehr gab. Jene, die unter den 6000 Zuschauern waren, wussten auch, warum: Gleich zu Beginn heizte Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger Mumford im Zusammenspiel mit seinen drei Mistreitern ein. Die Hits „Babel“ und „I Will Wait“ brachten die Münchner schnell in Wallung und verdeutlichten eindrucksvoll, dass der Hype um Mumford & Sons aus dem Vereinigten Königreich längst auch nach Deutschland herübergeschwappt ist. Und das trotz einiger fast schon als antiquiert abgestempelter Instrumente, mit denen die Londoner ihre jugendlichen Fans überzeugten: Banjo, Dobro, Kontrabass - immer perfekt abgestimmt auf die einerseits raue, andererseits ebenso empfindsame Stimme von Frontmann Marcus Mumford.
Nach knapp 90-minütiger Spielzeit war der Applaus in München groß für die Viererbande - ebenso wie der Entwicklungssprung: Bei ihrem letzten Auftritt in München 2009 spielten die Folkrocker noch im eher gemütlichen Atomic Café. In Berlin, wo im April eines von drei ausstehenden Deutschland-Konzerten angesetzt ist, haben sie sich nun immerhin schon das Velodrom reserviert.