Prozess „Mumien-Räuber“ gesteht Banküberfälle - monatelang im Auto gelebt

Er wickelte sich Mullbinden um den Kopf und überfiel zwei Banken. In Dortmund steht ein Mann vor Gericht, der als „Mumien-Räuber“ Schlagzeilen machte. Hintergrund der Taten war eine Lebenslüge.

Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Dortmund.

Foto: Marcel Kusch

Dortmund. Ein als „Mumien-Räuber“ bekannt gewordener Mann aus Dortmund hat vor Gericht zwei Banküberfälle gestanden. Bei der ersten Tat hatte sich der 33-Jährige den Kopf mit Mullbinden umwickelt, bei der zweiten das Gesicht mit Pflastern beklebt. Jetzt droht ihm Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hat zwei Jahre und sieben Monate Haft beantragt.

Hintergrund der Taten war eine Lebenslüge. „Alle haben gedacht, dass ich ein Lehrer mit Staatsexamen bin, aber das war ich gar nicht“, sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt am Mittwoch vor dem Dortmunder Landgericht. Er habe an der Universität Münster zwar Geschichte und Germanistik studiert, sei aber gescheitert. Das habe jedoch niemand wissen sollen - schon gar nicht seine Eltern.

Deshalb habe er weiter Erfolge vermeldet, sei gleichzeitig aber in immer größere finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nach dem Verlust seiner Wohnung habe er monatelang in seinem Auto auf dem Uni-Parkplatz gelebt. Erst in Münster, dann in Dortmund. Zum Duschen ging er nach eigenen Angaben in die Turnhalle, im Winter saß er bis Mitternacht in der Bibliothek. „Da war es zumindest warm.“

Auf Vermittlung seiner Mutter habe er später zwar einen Aushilfsjob an einem Dortmunder Gymnasium bekommen. Da er jedoch keine Meldeadresse und kein Konto besessen habe, sei ihm auch kein Geld überwiesen worden. Dass er gar kein Lehrer gewesen sei, habe niemand überprüft. Am Ende sei er so verzweifelt gewesen, dass er sich zu den Überfällen habe hinreißen lassen.

Zu der ungewöhnlichen Maskierung sagte der 33-Jährige im Prozess: „Ich wollte nicht auffallen. Ich habe gedacht: Wenn ich mir den Kopf verbinde, denkt jeder, ich hätte einen Unfall gehabt.“

Laut Geständnis hatte er bei den Überfällen eine Spielzeugpistole dabei. Bei der Tat im Dezember 2014 in Dortmund belief sich die Beute auf 8500 Euro. Den zweiten Überfall in Unna rund ein Jahr später hatte der Angeklagte abgebrochen.

Nach Angaben seiner Verteidigerin jobbt der 33-Jährige inzwischen in einem Baumarkt. „Er hat begonnen, den Schaden wieder gutzumachen und auch Schmerzensgeld zu zahlen“, sagte die Anwältin am Rande des Prozesses. Der Angeklagte selbst hofft auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil soll am kommenden Dienstag (23. August) gesprochen werden.