Mut zum Statement: Print-Shirts sagen, was Sache ist

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Sie sind Eigenwerbung, Meinungsverkündung und manchmal auch traurige Wahrheit über den Charakter des Träger: Mit T-Shirts mit Ballermann-Sprüchen, Heavy-Metal-Schriftzügen oder individuellen Motiven unterscheidet man sich vom Rest der Welt.

T-Shirts mit Sprüchen oder karitativen Hinweisen sind nicht totzubekommen. Überall sieht man sie. Denn: „T-Shirts gehören zu den absoluten Fashion-Basics“, sagt der Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt. „Sie passen immer und sind wahre Multitalente.“ Zur Jeans wirken sie lässig, zum Blazer elegant.

Die frechen, stylishen „Tees“, wie sie gerne abgekürzt werden, seien auch im Frühjahr und Sommer 2012 wieder ein absoluter Dauerbrenner: „Gerade junge Kunden suchen nach Teilen, die man immer tragen kann.“ Besonders sollten sie aber sein: T-Shirts mit grafischen oder schriftlichen Aufdrucken eignen sich besonders gut dafür, sich vom Rest der Menschheit modisch zu unterscheiden.

Da trifft es sich gut, dass Kunden inzwischen per Onlineshop auch an Modelle kommen, die der Laden in der Einkaufszone nicht im Angebot hat. Oder man druckt sich sein Statement einfach selbst im Copyshop auf ein Shirt. „Die Welt der Mode hat sich enorm demokratisiert“, sagt Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts in Köln. „Konsumenten sind heute ja schon praktisch in der Lage, sich Farben, Muster, Stoffe bestimmter Kleidungsstücke selbst zusammenstellen zu lassen.“

Für Print-Shirts gilt das ganz besonders. Digital aufgedruckt werden kann alles - vom Slogan bis zur grafischen Arbeit, bei der kaum mehr einzuschätzen ist, ob es sich da noch um bloße Mode handelt oder schon um ein Kunstwerk.

Rose nennt als Trendbeispiel Fotodrucke: „Die sind sehr angesagt, es gibt sie etwa von Boom Bap oder Eleven Paris.“ Letztere hätten ein „Casual Tee“ mit aufgedruckten Stars von Mick Jagger bis Kate Moss im Angebot. Jil Sander etwa zeige T-Shirts mit verspieltem Kolibri-Print, Stella McCartney mit Hawaii- und Etro ein Longshirt mit Paisley-Druck. Und die Männer? „Die setzen ein Mode-Statement mit aktuellen Logo-Shirts“, sagt Rose.

Der T-Shirt-Träger kann also topmodisch daherkommen. Im Büro muss das aber nicht unbedingt sein, sagt die Etikettetrainerin Heike M. Falkenstein aus Trier. Sie rät: „Im Beruf ist stets der Dresscode des Unternehmens der Maßstab. Sollte der aber nicht ausdrücklich kommuniziert werden, helfen folgende Fragen weiter: Was tragen die Kollegen? Was die Vorgesetzten?“

In einer Werbeagentur sei das T-Shirt durchaus möglich. An konservativeren Arbeitsplätzen und beim Besuch der künftigen Schwiegereltern aber sicher nicht. Wie sieht das dann erst mit den berühmt-berüchtigten Konzert-T-Shirts aus, die noch im Kleiderschrank liegen? „Das geht höchstens als Gag, für Klassentreffen oder ähnlich nostalgische Termine“, sagt Falkenstein.

Wenn es also um Slogans auf T-Shirts geht, müsse sich letztlich jeder selbst fragen: Was steht drauf? Was sagt das aus? Wie kann es gedeutet werden? Zumindest in den Großstädten lautet die Frage allerdings eher: Wie soll es gedeutet werden? Schließlich sind es ja gerade die Subkulturen, in denen Aufdrucke auf Shirts oder Jutebeuteln als Chiffren fürs eigene Anderssein funktionieren. Oder aber als Ausweis der Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

Das T-Shirt kann somit für alles Mögliche in Dienst genommen werden, vom Plakativen bis hin zum Ehrbaren. So hat der Internet-Shop Yoox 2011 Shirts von renommierten Marken unter dem Motto „We love Japan“ angeboten. Die Erlöse gingen an die Opfer der japanischen Tsunami-Katastrophe. „Charity-Shirts sind immer wieder ein Thema zur Unterstützung weltweiter oder lokaler Aktionen“, sagt Rose.

Kein Wunder also, wenn sich im Kleiderschrank über die Jahre so manches Band-, Slogan- oder Motiv-T-Shirt anhäuft. Manche sind schnell out und später als Retroteile wieder in. Andere dagegen müssen unwiederbringlich weg. Falkenstein sagt, was daraus noch werden kann: „Alte, verwaschene T-Shirts eignen sich hervorragend für Schmutz- und Gartenarbeiten.“ Nicht als Outfit, versteht sich, sondern als Arbeitsstoff. „Auch Autos kann man damit wunderbar polieren.“