Mythen und Wahrheiten rund um die Kuh Yvonne

Sie ist am Freitag in ihrem neuen Heim angekommen — bei Schwester Waltraut und Sohn Friesi.

Ampfing. Es ist eine tragische Ausreißer-Geschichte: Auf Yvonne wartet der sichere Tod, sie flieht. Wochenlange Suchaktionen sind erfolglos, selbst der Einsatz ihrer Schwester Waltraut bleibt wirkungslos. Bis Freitag. Yvonne besinnt sich eines Besseren und kommt zurück. Und zu ihrer großen Überraschung ist ihr totgeglaubter Sohn Friesi — auch er sollte geschlachtet werden — wieder da. Und natürlich verläuft das erste Treffen mit ihrem Jungen rührend: „Sie haben sich angeschaut“, berichtet Hans Winterstaller, der Verwalter ihres neuen Zuhauses, dem Gnadenhof Gut Aiderbichl.

Ein menschliches Schicksal, das das Herz rührt. Nur handelt es sich bei Ausreißerin Yvonne um eine Kuh. Und in Wahrheit ist das Ende der Geschichte nicht ganz so herzzerreißend. So wird die Kuh am Freitag im oberbayerischen Ampfing mit einer Injektion per Blasrohr ruhiggestellt, eingefangen und in einen Tiertransporter verladen.

Dann geht es zum Gnadenhof, wo der Verwalter tatsächlich eine Art Familienzusammenführung inszeniert. Dass er damit Yvonne gerührt hat, ist zu bezweifeln. Denn Kühe haben wenig Familiensinn. „Hat eine Kuh ihr Kalb lange nicht gesehen, erkennt sie es nicht mehr“, sagt Landwirt Heinrich Neu. Dass Yvonne also Friesi erkennt, hält er für Blödsinn. Zwar gebe es innerhalb einer Herde soziale Strukturen. Diese hätten aber nichts mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Tiere zu tun. Folglich stimmt auch nicht das Gerücht, dass auf dem Gnadenhof ein Schild „Willkommen Yvonne, deine Waltraut und dein Friesi“ hängt. Es sind halt nur Rindviecher.

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