Ex-Frauen loben Olaf H. als Familienmenschen
Das Gericht versucht sich ein Bild von dem Mann zu machen, der den grausamen Mord an Mirco gestanden hat.
Krefeld. „Er war ein Familienmensch, die Familie ging ihm über alles. Er war auch jemand, der in einer Krisensituation den Kopf behält und sagt: Das machen wir schon.“ Die Rede ist von Olaf H. (45) aus Schwalmtal. Dem Mann, der gestanden hat, heute vor einem Jahr den zehnjährigen Mirco aus Grefrath entführt und ermordet zu haben. Und die Worte stammen aus dem Mund seiner Ehefrau Nummer drei, die seit wenigen Wochen von ihm geschieden ist.
Keine Hobbys — nur der Garten, die Familie und das Angeln seien ihm wichtig gewesen. Keine Gewalttätigkeiten, keine abnormen Sex-Praktiken, nie fremdgegangen. Während die 33-Jährige aussagt, sieht Olaf H. sie unverwandt an. Nicht mit der üblichen „Maske“, der undurchdringlichen Miene, die er sonst immer aufsetzt, sondern traurig, ein bisschen sehnsüchtig.
Drei der Richter haben bemerkt, dass die Ex-Frau ihm beim Hereinkommen zugeblinzelt haben soll. „Was hat das zu bedeuten?“, fragt Richter Helmut Luczak. „Nichts“, entgegnet die junge Frau. H.s zweite Frau, getrennt von ihm seit 1999, setzt auf das Bild des liebenden Familienvaters noch eins drauf. Er sei „nicht nur mein Ex-Mann und der Vater meiner Kinder, sondern ein Freund und Vertrauter“. Ihr Trennungsgrund damals: H. könne nicht mit Geld umgehen— er habe stets zu viel für sie und die Kinder ausgegeben.
Als Luczak sie fragt, wie denn die grausame Tat mit dem Mann zusammenpasse, den sie schildere, sagt sie leise: „Gar nicht.“ Ergebnis ihrer langen Überlegungen sei, dass er „vielleicht jemanden schützen könnte“. H. schlägt bei ihren Worten eine Hand vor die Augen, beginnt zu weinen. Scham, weil sie immer noch an das Gute in ihm glaubt? Verzweiflung?
Durch die Aussage seines Ex-Schwiegervaters steht nun fest: H. war tatsächlich am Abend des 3. September 2010 bei seinen Schwiegereltern, um einen defekten Bewegungsmelder zu reparieren. Weil er nicht das richtige Werkzeug dabei gehabt habe, sei er aber nach einem belanglosen Gespräch über Fische schon gegen halb sechs wieder gefahren.
Und um die folgenden viereinhalb Stunden gehe es, machte Richter Luczak deutlich: „Wir wollen wissen, ob Sie durch die Gegend gefahren sind, um Stress abzubauen, oder ob sie gezielt nach einem Kind gesucht haben.“
H.s Verteidiger Gerd Meister bringt nach den Aussagen einiger Kollegen des Angeklagten noch eine Variante ins Spiel: H. könne vielleicht zwischendurch noch zu Hause gewesen sein, am Computer gearbeitet haben. Dafür soll in der nächsten Woche sein früherer Vorgesetzter Statusberichte aus dem Intranet des Telekommunikationsunternehmens mitbringen.
Die Kollegen von Olaf H. können in ihren Aussagen kein Licht in das Mysterium bringen. Für einige war er ein „Lügner, Blender“ und „unangenehmer Mensch“ — die anderen beschreiben ihn als hilfsbereit, zielstrebig und lustig.