Gefährderansprache Nach Besuch von der Polizei: Facebook-Hetzer löscht Aufruf zu Selbstjustiz

In Oberhausen jagen Facebook-Nutzer nach einem Sex-Verbrechen den falschen Mann. Die Polizei besuchte den Urheber der Hetze zu Hause. Das komme immer öfter vor, so die Beamten im WZ-Gespräch.

Foto: Jörg Knappe

Oberhausen. Die Polizei in NRW ist mittlerweile in den sozialen Medien sehr präsent. Ob es nun Facebook oder Twitter ist, geht es dabei laut der Pressestelle der Polizei Oberhausen nicht darum cool zu sein, sondern hat ermittlungstechnische Gründe. Immer wieder kommt es dazu, dass Nutzer auf Straftaten aufmerksam werden und die Sozialen Medien dazu nutzen, zur Selbstjustiz aufzurufen.

Im konkreten Fall ging es um einen Mann, der das Kennzeichen eines vermeintlichen Sexualstraftäters zu kennen meinte. Statt die Informationen der Polizei zu melden, wandte er sich jedoch an die Facebook-Community. Unter dem Posting reagierten andere Nutzer, mitunter in strafrechtlicher Form. Als die Polizei darauf aufmerksam wird, entschließt sie sich den Mann für eine so genannten Gefährderansprache zu besuchen. Ein Vorgang, der mittlerweile zum Standard gehört, wie die Polizei in Oberhausen erläutert.

Der Besuch beim Verfasser des Postings verlief wohl sehr positiv: "Der Mann war einsichtig. Er gab an, von seinen Emotionen geleitet worden zu sein", erklärte die Polizeipressestelle. "Der Nutzer hat seinen Facebook-Post gelöscht und seinen Fehler eingestanden."

Auf Facebook hatte die Polizei Oberhausen auf ihrem eigenen Kanal mittlerweile eine Klarstellung des Sachverhaltes gepostet. Darunter meldet der Mann sich nach dem Gespräch mit der Polizei selbst noch einmal zu Wort. Er entschuldigte sich für sein Fehlverhalten. Das lobte die Oberhausener Polizei ausdrücklich.

Die Beamten sehen sich durch diesen Fall in ihrem entschlossenen Handeln bestätigt. Die Pressestelle der Polizei Oberhausen stellt deswegen klar: "Gerade die Sozialen Medien werden häufig als rechtsfreier Raum angesehen, dem ist nicht so, damit das klar wird, ist die Präsenz und die Arbeit der Polizei auf diesen Portalen enorm wichtig."

Damit diese Fälle auch in Zukunft so erfolgreich geregelt werden können, wie es in diesem Oberhausener Fall geschehen ist, bittet die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung. Denn auch wenn sie die Präsenz auf Facebook und Twitter deutlich erhöht hat, ist es nicht möglich alle strafrechtlich relevanten Postings alleine zu finden. fred