Nach Fährunglück vor philippinischer Insel noch über 80 Vermisste

Manila (dpa) - Nach dem Fährunglück vor der philippinischen Insel Cebu mit mindestens 37 Toten werden noch immer viele Passagiere vermisst. Das Schicksal von 82 Menschen war am Sonntag unklar. Die Retter fürchten, dass sie im Wrack eingeschlossen sind.

Trotz rauer See wollten die Einsatzkräfte weiter nach den Opfern suchen. Taucher bargen nach Angaben der Marine fünf weitere Leichen aus dem in 45 Meter Tiefe liegenden Wrack. Eine Fähre war am Freitag mit einem Frachter zusammengestoßen. Die Zahl der bestätigten Toten stieg bis Sonntag auf 37. Eine Untersuchung zur Unglücksursache läuft.

„Die Leichen wurden aus leicht zugänglichen Teilen des Schiffs geborgen“, sagte Marineoffizier Noel Escalona. „Aber die Taucher konnten nicht weiter hinein, weil es sehr gefährlich ist.“ Obwohl in den vergangenen 24 Stunden keine Überlebenden gefunden wurden, hofften die Behörden noch auf ein Wunder. „Es gibt noch Hoffnung, aber wir wissen auch, dass die Überlebenschancen weniger werden, je mehr Zeit vergeht“, sagte Neil Sanchez von der Behörde für Katastrophenmanagement.

Schlechtes Wetter behindert die Rettungsarbeiten. Nach Angaben der Küstenwache mussten am Sonntag Chemikalien eingesetzt werden, um eine Ölpest zu verhindern. Das Öl trat aus der gesunkenen Fähre aus.

Die „St. Thomas Aquinas“ mit etwa 870 Menschen an Bord war am Freitagabend bei Cebu rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila mit einem Frachtschiff zusammengestoßen und gesunken. Die genauen Passagierzahlen wurden von den Behörden und dem Schiffseigner mehrmals korrigiert. Wie die Küstenwache mitteilte, konnten 751 Menschen gerettet werden. Die 38 Besatzungsmitglieder des schwer beschädigten Frachters „Sulpicio Express 7“ blieben unverletzt.

Überlebende berichteten, dass die meisten Menschen an Bord schon schliefen, als das Unglück passierte. „Ein Ruck hat uns aus dem Schlaf gerissen, und dann brach Chaos aus“, berichtete Glenda Sabilla einem Radiosender in Cebu. „Alle haben wie die Irren nach Schwimmwesten gesucht und sind über Bord gesprungen.“ Manche seien eingeschlossen gewesen, berichtete ein anderer Passagier, Jerwin Agudong. „Sie kamen nicht raus.“

Die Fähre war von der südphilippinischen Provinz Agusan del Norte unterwegs über Cebu nach Manila. Der Frachter fuhr von Cebu Richtung Süden nach Davao. Das Unglück ereignete sich, als die Schiffe eine enge Passage durchquerten, sagte William Melad von der Küstenwache. Er vermutete, dass beide Schiffe die Regeln missachtet hatten. Eine Untersuchung werde dies klären.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich bestürzt über das Unglück. „Ich hoffe, dass viele Vermisste sich haben retten können und noch wohlbehalten gefunden werden können“, so Westerwelle in Berlin.

Der Schiffsverkehr ist das Haupttransportmittel im Archipelstaat Philippinen, der aus mehr als 7000 Inseln besteht. Unfälle sind aufgrund mangelnder Sicherheitsstandards oder Überbeladung der Schiffe keine Seltenheit. Das bislang Schlimmste passierte kurz vor Weihnachten 1987, als eine Fähre mit einem Öltanker kollidierte. Mehr als 4300 Menschen kamen damals ums Leben.