Nach Legionellen-Ausbruch: Millionen-Investition in Kläranlage
Im Herbst 2013 erkrankten in Warstein mehr als 150 Menschen an einer durch Legionellen ausgelösten schweren Lungenentzündung, zwei Menschen starben. Die Ursache ist immer noch nicht geklärt. Jetzt sollen Millionen in die Abwasser-Aufbereitung investiert werden.
Warstein (dpa). Um eine Wiederholung des Legionellen-Ausbruchs in Warstein zu verhindern, wollen Ruhrverband und Stadtwerke mehr als sieben Millionen Euro in die Abwasser-Aufbereitung des Ortes investieren. „Wir rechnen nach groben Schätzungen mit Investitionen von 5,5 Millionen Euro für unsere Kläranlage“, sagte der Sprecher des Ruhrverbandes, Markus Rüdel, am Donnerstag. Für weitere 1,8 Millionen Euro soll ein durch die sauerländische Stadt laufender Abwasserkanal so umgebaut werden, dass keine Krankheitserreger mehr in die Luft gelangen können.
Im Herbst 2013 starben bei dem bislang größten Legionellen-Ausbruch zwei Menschen, mehr als 150 weitere erkrankten durch die Bakterien an einer zum Teil lebensbedrohlichen Lungenentzündung. Bei einigen Messungen in den vergangenen Wochen waren nach Auskunft des Düsseldorfer Umweltministeriums vom Donnerstag erneut hohe Legionellenwerte festgestellt worden. Gezählt worden seien dabei mehrere Millionen sogenannte Kolonie bildende Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter.
Für Trinkwasser gilt ein Legionellen-Grenzwert von 100, Grenzwerte für Abwässer existieren nicht. Experten halten eine Belastung bis zum zehnfachen des Trinkwasser-Grenzwertes für unbedenklich. Eine akute Gefahr für die Bevölkerung bestehe derzeit aber nicht, sagte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch in Düsseldorf.
Die ebenfalls mit den Krankheitserregern belastete Vorklär-Anlage auf dem Gelände der Warsteiner Brauerei soll künftig nur noch als Sammelbecken fungieren. Auf eine biologische Vorklärung soll verzichtet werden. Die auch weiterhin bestehende Legionellen-Belastung soll in der kommunalen Kläranlage beseitigt werden. Das Gesamtkonzept werde derzeit erarbeitet. Mit einem Baubeginn sei in den kommenden Monaten zu rechnen, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch in einer Sitzung des Umweltsausschusses in Düsseldorf.
„Legionellosen sind von erheblicher, lange Zeit unterschätzter Bedeutung für die Öffentliche Gesundheit“, sagte Remmel. Der Minister zitierte Experten-Schätzungen, nach denen in Deutschland jährlich zwischen 15000 und 20 000 Menschen an einer durch Legionellen ausgelösten Lungenentzündung erkranken. „Trotz möglicher Antibiotikabehandlung liegt die Sterblichkeit nach Angaben des Robert Koch-Instituts bei etwa 10 bis 15 Prozent“, so Remmel.
Unterdessen geht auch die Suche nach dem Auslöser für die Erkrankungswelle weiter. Allerdings sehen Experten wenig Chancen, dass genau geklärt wird, wo die Bakterien ihre erste Brutstätte hatten. Dennoch erhoffen sich die Wissenschaftler von der Aufarbeitung des Warsteiner Legionellen-Vorfalls wichtige Erkenntnisse, um solche Erkrankungswellen künftig zu verhindern.