Nacktwandern: Nicht wundern beim Wandern
Nicole Wunram (39) hat seit anderthalb Jahren ein besonderes Hobby: Sie erlebt die Natur zu Fuß und textilfrei.
Düsseldorf. An FKK-Stränden oder in der Saune ist man den Anblick gewohnt, doch im Wald sorgt es für Erstaunen, unbekleidete Menschen nur mit Rucksack und Wanderschuhen ausgestattet spazieren gehen zu sehen. Nacktwandern ist ein Nischensport, den auch die Hannoveranerin Nicole Wunram (39) für sich entdeckt hat.
Frau Wunram, wieso Nacktwandern?
Nicole Wunram: Wegen des Naturerlebnisses. Es ist schön, das Wetter auf der Haut zu spüren, beispielsweise wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwindet und es langsam kühler wird.
Aber nimmt man die Natur anders wahr, wenn man ohne Kleidung wandern geht?
Wunram: Laufen Sie einmal ohne Hose durch Brennesseln, dann wissen Sie was ich meine. (lacht)
Wie haben Sie das Nacktwandern für sich entdeckt?
Wunram: Ich habe in der Zeitung gelesen, dass sich eine Gruppe trifft, um im Wald bei mir in der Nähe ohne Bekleidung spazieren zu gehen. Da ich ohnehin Saunagänger bin, wollte ich das unbedingt mal mitmachen und habe mich angemeldet.
Und wie war es beim ersten Mal mitzugehen?
Wunram: Im Voraus aufregend, weil ich nicht wusste, wer mitlaufen würde. Aber es war dann eine bunte Mischung von Leuten aller Altersgruppen. Da waren alle Bedenken schnell vergessen.
Keine Hemmungen oder Schamgefühl?
Wunram: Gar nicht. Ich habe aber auch ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Körper.
lst Nacktwandern überhaupt erlaubt?
Wunram: Verboten ist es nicht, aber wir versuchen schon, auf weniger frequentierten Wegen zu wandern, um niemanden zu verärgern. Unser Anliegen ist es, die Natur zu genießen. Häufig nutzen wir auch den ersten — und bisher einzigen — Naturistenstieg im Harz bei Wippra.
Braucht man eine besondere Ausrüstung?
Wunram: Wie beim Textilwandern sollte man einen Rucksack mit Essen und Trinken dabei haben. Bei schönem Wetter ist Sonnencreme ganz wichtig, weil man sich auf nackter Haut schneller einen Sonnenbrand holt. Und bei schlechtem Wetter braucht derjenige einen Schirm, der den Regen nicht gern auf der Haut spürt.
Laufen Sie denn barfuß?
Wunram: Ich übe es. Man sollte das schon ein halbes Jahr trainieren, damit eine Hornhaut entsteht und es nicht mehr so schmerzt. Außerdem sollte man unbedingt den Rucksack vorher zu Hause auf nackter Haut testen, um Scheuerstellen zu vermeiden.
Sie gehen häufig mit ihrem Mann und ihrem 13-jährigen Sohn nackt durch den Wald. Wie sind die Reaktionen von anderen Wanderern darauf?
Wunram: Meistens positiv. Da wird sich freundlich gegrüßt. Manchmal werden wir auch gefragt, warum wir das tun, und man kommt ins Gespräch. Selten sind negative Bemerkungen zu hören. Schön war eine Begegnung mit einer Mutter und ihrer siebenjährigen Tochter. Die Mutter sagt: „Guck mal, die sind nackt.“ Darauf antwortet die Tochter: „Wieso? Die haben doch Schuhe an.“
Gehen sie denn eigentlich noch angezogen wandern?
Wunram: Na klar! Spätestens im Winter. Das ist mir sonst doch ein wenig zu kalt.