Neelie Kroes - Frau Kommissar

Am Mittwochmorgen verdonnerte die EU-Kommissarin Microsoft zur höchsten Geldstrafe aller Zeiten (899 Millionen Euro), am Nachmittag nahm sie die Ministerpräsidenten Milbradt und Oettinger wegen der Rettungshilfen für die Sachsen LB ins Gebet.

Neelie Kroes hatte eine starke Woche: Am Mittwochmorgen verdonnerte sie Microsoft zur höchsten Geldstrafe aller Zeiten (899 Millionen Euro), am Nachmittag nahm sie die Ministerpräsidenten Milbradt und Oettinger wegen der Rettungshilfen für die Sachsen LB ins Gebet. Und am Donnerstag zwang sie den Energie-Riesen Eon zum Verkauf seines Stromnetzes und einiger Kraftwerke. Unterm Strich keine schlechte Bilanz für eine EU-Kommissarin, die angetreten ist, den Wettbewerb zu stärken. Spätestens jetzt dürften die 66-jährige Niederländerin auch in Deutschland viele Manager kennen. Und vor ihr zittern. Bei ihren Auftritten in Brüssel wirkt Neelie Kroes häufig wie eine elegant gekleidete Gouvernante. Beim Vortrag schiebt sie dann ihre Brille auf Halbmast und spricht davon, dass die Unternehmen jetzt wohl "ihre Lektion gelernt" hätten. Dabei kommt sie selbst aus dem Unternehmerlager, diente in Aufsichtsräten von Volvo oder McDonald’s. Fast wäre ihre Berufung sogar an dieser Firmen-Nähe gescheitert. Die Bedenken hat sie mittlerweile ausgeräumt. Nur gegenüber Regierungen tut sie sich noch schwer. Aber gut, warten wir mal die nächste Woche ab.