Neue Rechtschreibregeln noch immer umstritten
Berlin (dpa) - Zehn Jahre nach Inkrafttreten neuer Rechtschreibregeln an Schulen werden die Reform und ihre Folgen noch immer kritisch gesehen. Der Duden-Chefredakteur bemängelt etwa, dass seitdem zu viele Varianten erlaubt seien.
„Wir Wörterbuchmacher hätten es lieber, wenn möglichst viel Einheitlichkeit herrscht“, sagte der Leiter der Duden-Redaktion, Werner Scholze-Stubenrecht, im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
„Wir haben auch den Eindruck, dass diejenigen, die den Duden kaufen, lieber nur eine Möglichkeit haben wollen.“ Hintergrund ist die Rechtschreibreform von 1996. Am 1. August 2005 waren neue Rechtschreibregeln an Schulen eingeführt worden, 2006 zogen Bayern und Nordrhein-Westfalen nach.
Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) hält die Reform sogar gänzlich für überflüssig, wie er der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte. Behutsame Änderungen der Schriftsprache seien zwar nötig. „Sprache ist nicht statisch, sondern ein lebendiger Prozess“, sagte Zehetmair dem Blatt. „Aber ob man Friseur mit "ö" schreibt oder mit "eu" — wen sollte das aufregen?“
Inzwischen sind häufig mehrere Schreibweisen möglich - etwa „dein“ und „Dein“ oder „Schifffahrt“ und „Schiff-Fahrt“. In bestimmten Bereichen sei die Reform eine Erleichterung gewesen, sagte Scholze-Stubenrecht. „Ich persönlich hätte aber mit etwas weniger Aufwand und etwas weniger Änderungen gut leben können.“