Neuer Zündstoff: Prinzessin Diana und die Presse
London (dpa) - Die Diskussion um die Rolle von Prinzessin Diana im Medienzirkus bekommt neuen Zündstoff: Den Aussagen eines früheren Klatschreporters zufolge soll sie im Rosenkrieg mit dem britischen Thronfolger Prinz Charles selber ein Adressbuch mit Telefonnummern an Journalisten weitergegeben haben.
Viele britische Zeitungen druckten die Behauptungen des früheren Königshaus-Experten Clive Goodman am Freitag auf dem Titel. Er hatte für das mittlerweile eingestellte Blatt „News of the World“ gearbeitet. Die Frage, ob die 1997 gestorbene Diana vor allem ein Opfer der Presse war oder diese auch geschickt für sich nutzte, spaltet die Beobachter seit Jahren.
Goodman hatte am späten Donnerstagnachmittag vor Gericht erklärt, Diana habe ihm 1992 ein Adressbuch mit Königshaus-Kontakten gegeben. Es sei in einem Umschlag an die Redaktion geliefert worden. Diana habe nach einem „Verbündeten“ in der Presse gesucht, um sich gegen Charles durchzusetzen. „Sie machte eine sehr, sehr schwere Zeit durch“, erläuterte Goodman. „Die Situation mit dem Prinzen war zu der Zeit sehr verbittert, sie hatte das Gefühl, dass Leute, die ihm nahestanden, sie niedermachten.“ Diana habe mehrere Vertraute in der Medienbranche gehabt.
Der frühere Reporter gehört zu den Angeklagten in dem seit mehreren Wochen laufenden Prozess um abgehörte Telefone und illegale Recherchemethoden des Blattes „News of the World“ von Medienunternehmer Rupert Murdoch. Goodman war bereits 2007 zu vier Monaten Haft verurteilt worden, weil er Telefone von Mitarbeitern des britischen Königshauses angezapft hatte. Die derzeitige Anklage wirft ihm unter anderem vor, Polizisten bezahlt zu haben, um an Telefonnummern heranzukommen. Er streitet das ab.
Diana und Charles waren 1996 nach einem - unter anderem in den Medien ausgetragenen - Rosenkrieg geschieden worden. Getrennt hatten sie sich bereits 1992 nach elf Jahren Ehe. Die Prinzessin starb 1997 bei einem Autounfall in Paris, als sie von Paparazzi verfolgt wurde.
Goodman berichtete, wie er Telefonnummern unter anderem von Mitarbeitern des Königshauses genutzt habe, um an Infos heranzukommen. So habe er einen der Kontakte in der Nacht von Dianas Tod angerufen, nachdem er von der Presseabteilung des Palastes keine Informationen bekommen habe. Er hatte von 1986 bis zu seiner Verurteilung und Entlassung 2007 für die „News of the World“ gearbeitet. Die Zeitung wurde 2011 eingestellt.