Neues über Dix' Monumentalwerk „Der Krieg“
Dresden (dpa) - Zerfetzte Leichen, verwundete Soldaten, literweise Blut: Zu Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren präsentieren die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden das berühmte Triptychon „Der Krieg“ von Otto Dix (1891-1969) in einmaliger Nahsicht.
„Kein anderer Künstler hat sich so intensiv und nachdrücklich mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt“, sagte Generaldirektor Hartwig Fischer am Freitag vor Eröffnung der Sonderschau (5. April bis 13. Juli) im Albertinum. Sie dokumentiert neueste Forschungsergebnisse zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Werkes, Überlegungen des Künstlers, dessen Maltechnik und das damalige historische Umfeld.
Das einer Altartafel ähnliche Monumentalwerk war im Vorfeld erstmals umfangreich wissenschaftliche untersucht worden - mit moderner Strahlendiagnostik wie Röntgen, UV- und Infrarotlicht. Dabei fanden die Experten heraus, dass die drei Tafeln mit Predella, wie Gemälde unterhalb des Altarbilds genannt werden, mehrfach übermalt wurden.
„Die Arbeit war für Dix ein langer, quälender und spannungsvoller Prozess“, sagte Kuratorin und Konservatorin Birgit Dalbajewa. Davon zeugt auch ein bisher unveröffentlichtes Foto von 1929, das einen Zwischenzustand zeigt. Zudem wurden wesentliche Veränderungen von der Unterzeichnung bis zur Endfassung sichtbar.
Dix habe das Werk mit großem Anspruch begonnen, sagte die Leiterin der Gemälde-Restaurierungswerkstatt, Marlies Giebe. „Er hat die Tafeln aus American Whitewood wie in der mittelalterlichen Malerei herrichten lassen.“ Die Erkenntnisse unterlegten die Einordnung als Hauptwerk in Dix' Schaffen. Bei „Der Krieg“ habe er „alle Register“ der Maltechnik gezogen, klassische altmeisterliche Mittel mit expressionistischen Elementen gekoppelt, gespachtelt und fein gemalt. „Es ist der Gipfel der Auseinandersetzung.“
Um das „Dresdner Triptychon“ sind rund 100 Kunstwerke, darunter 28 Leihgaben, versammelt: die erstmals zusammen gezeigten Vorzeichnungen auf großformatigen Kartons, verschiedene Malversionen und der 50 Blätter umfassende Radierzyklus „Der Krieg“ von 1924. Dazu kommen Gouachen und Zeichnungen, die Dix 1915 bis 1918 als Soldat im Schützengraben schuf, Plakate, Feldpostkarten, Fotos und Dokumente.