Gala Neustart in Blattgold: Berliner Staatsoper wiedereröffnet

Berlin (dpa) - Außen rosa, innen Blattgold: Nach sieben Jahren strahlt die Staatsoper Unter den Linden wieder im Zentrum Berlins. Mit einer Gala und viel Prominenz, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel, ist das Opernhaus am Tag der Deutschen Einheit wiedereröffnet worden.

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Zu Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ feierte die Staatsoper damit auch das Ende eines langen Weges aus Pleiten, Pech und Baupannen.

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Herausgekommen ist preußisch sparsamer Plüsch, wie er schon vor der Schließung dominierte. Die DDR-Patina, die einst auf dem 1955 aus den Kriegsruinen wiederaufgebauten Haus lag, ist verflogen. Jetzt sieht alles sowie wie früher aus, nur nagelneu: Die kostbaren Wandtapeten, die Holzvertäfelung in der Konditorei, die noch immer zu engen Sitzreihen in Dunkelrot. Aus alt mach neu und dann wieder alt, hatte die Devise der Sanierung gelautet.

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Doch eins ist wirklich neu an der Staatsoper: Die Akustik. Immerhin ging ein Teil der rund 400 Millionen Euro, die die Sanierung verschlang, auf das Konto eines besseren Klangs, wie ihn sich Generalmusikdirektor Daniel Barenboim gewünscht hatte. Schon vor Eröffnung hatte sich der Maestro dazu begeistert geäußert. Alles sei viel besser, als er es sich erträumt hatte.

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Tatsächlich sind die Zeiten vorbei, in denen die Staatsoper den Widerhall der Musik mit elektronischer Verstärkung simulieren musste. Barenboims Staatskapelle klingt aus dem Orchestergraben transparent, von Klangbrei keine Spur mehr. Dafür wurde die Saaldecke um fünf Meter erhöht. Mit Hilfe einer neuen, hinter einem Keramikgewebe versteckten Galerie wird die Nachhallzeit der Musik auf 1,6 Sekunden fast verdoppelt, der Opernraum hat ein Drittel mehr Volumen erhalten.

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Für den Neustart hatte Intendant Jürgen Flimm ein Programm mit Texten des Dichterfürsten gestrickt. Also kein „Fidelio“ oder „Meistersinger“, wie sonst bei ähnlichen Feiern üblich. „Zum Augenblicke sagen: Verweile doch!“ hatte er den Abend genannt. „Einen großen Stoff, der mit unserer Kulturgeschichte verknüpft ist“, begründete der Intendant und Regisseur die Entscheidung für das eher selten gespielte Opernfragment.

Flimms Konzept, zu Schumanns Musik zusätzlich Texte aus dem Faust vortragen zu lassen, erwies sich allerdings als zäh. Über fast vier Stunden zieht sich der Abend hin. Kurz vor Mitternacht legte Generalmusikdirektor Daniel Barenboim den Taktstock nieder. Aufatmen.

Der Intendant lässt das Stück in einem grotesk überzeichneten Bühnenbild des Malers Markus Lüpertz über weite Strecken in einer Riesenschachtel spielen, die von überlebensgroßen Puppen flankiert ist. Das Geschehen findet gleich doppelt statt - als Oper und als Theaterstück. Das gefiel nicht allen. Nach der Pause hatten sich die Reihen im Publikum gelichtet, Flimm musste sich später Buhrufe gefallen lassen. Gefeiert wurden dagegen die Ensemblemitglieder, allen voran Roman Trekel (Faustus), Elsa Dreisig (Gretchen) und René Pape (Mephistopheles).

Zur Renovierung gehörte neben der neuen Bühnentechnik auch eine unterirdische Verbindung zwischen der Hauptbühne und den Proberäumen im benachbarten Intendantenhaus. Der Tunnel soll die Logistik erleichtern und den Umbau der Kulissen beschleunigen. Der 75 Meter lange und 18 Meter hohe Durchgang musste mit einer mehrere Meter dicken Betonsohle gegen das Grundwasser abgesichert werden, was den Bau deutlich verteuerte.

So wurden es nach Verzögerungen und Umplanungen am Ende sieben statt drei Jahre und 400 statt 240 Millionen Euro. Die Renovierung drohte sich zeitweilig zum Skandal auszuweiten.

„Natürlich wäre es besser gewesen, wie geplant nach drei Jahren wieder zu öffnen“, hatte Barenboim gesagt. Immer wieder hätten sich neue Verzögerungen angedeutet. Intendant Flimm und er seien stur geblieben gegenüber der Berliner Bauverhaltung und hätten auf den 3. Oktober 2017 beharrt. Das Gespenst des noch lange nicht fertigen Hauptstadtflughafens hat wohl am Ende mitgeholfen, dass zum Einheitstag Goethe Faust rechtzeitig in die Staatsoper einzog.

Nach dem Auftakt ist bald wieder Pause: Erst am 7. Dezember wird die Staatsoper regulär öffnen. Bis dahin müssen sich die Mitarbeiter für den Betrieb fit machen.