Niederländerin zeigt Vergewaltigung in Katar an - verurteilt

Den Haag (dpa) - Obwohl sie selbst Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet hatte, ist eine junge Niederländerin in Katar wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden.

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Die 22-jährige Touristin wurde am Montag von einem Gericht in der Hauptstadt Doha zusätzlich zu einer Geldstrafe von umgerechnet 750 Euro verurteilt.

„Sobald die bezahlt ist, wird sie so schnell wie möglich ausgewiesen“, teilte eine Sprecherin des niederländischen Außenministeriums in Den Haag mit. „Gut, dass Laura in Kürze nach Hause kommt“, twitterte Außenminister Bert Koenders. Die Mutter der jungen Frau sagte dem niederländischen Fernsehen: „Ich bin überglücklich.“

Für Laura B. begann der Alptraum im März in der „Crystal Lounge“ in einem 5-Sterne-Hotel in Doha. Dort wird trotz Verbotes in dem streng religiösen arabischen Staat Alkohol ausgeschenkt. Jemand habe ihr ein Betäubungsmittel in den Drink geschüttet, sagte sie ihrem niederländischen Anwalt Brian Lokollo. An den weiteren Verlauf des Abends könne sie sich kaum erinnern.

Später sei sie mit zerrissenen Kleidern in einer fremden Wohnung wach geworden. „Sie stellte zu ihrem großen Schrecken fest, dass sie vergewaltigt worden war“, berichtete der Anwalt. Doch als sie Anzeige erstatten wollte, wurde sie selbst festgenommen. Denn der Nachweis einer Vergewaltigung ist für Frauen in der arabischen Welt häufig sehr schwierig. Das Gericht wertete den Vorwurf daher als außerehelichen Geschlechtsverkehr - und verurteilte Laura B. jetzt.

Auch der Mann war festgenommen worden. Er bestritt den Vergewaltigungsvorwurf und sagte aus, die junge Frau habe dem Sex zugestimmt und anschließend Bezahlung gefordert. Das Gericht verurteilte ihn zu 140 Peitschenschlägen. 100 für außerehelichen Sex und 40 für das Trinken von Alkohol.

Laura war bereits seit März in Haft, doch erst am vergangenen Wochenende hatte ihr Anwalt den Fall an die Öffentlichkeit gebracht. Er selbst hatte nur telefonischen Kontakt mit ihr. Nach Aussagen der Botschaft hatte Laura sich nachdrücklich geweigert, einen Englisch sprechenden Anwalt in Katar zu engagieren.

Ähnlich wie der jungen Niederländerin war es 2013 einer norwegischen Frau ergangen. Sie hatte in Dubai eine Vergewaltigung angezeigt, war aber selbst festgenommen und dann auch noch zu einer Haftstrafe von 16 Monaten verurteilt worden. Später wurde sie begnadigt. Das Urteil hatte international große Empörung ausgelöst.

Der Fall der Niederländerin rückt den Ölstaat erneut in ein zweifelhaftes Licht: Im Jahr 2022 werden tausende Touristen zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar reisen.