Noomi Rapace erobert Hollywood
Brüssel (dpa) - Die Frau hat Nerven. Ob sie nun Auftragskiller, Aliens oder Schläger vor sich hat, stets geht die Schauspielerin Noomi Rapace vor der Kamera unbeirrbar ihren Weg. Rapace (ausgesprochen: Rapahs) ist ein Künstlername und bedeutet auf Französisch Raubvogel.
Beharrlichkeit und Stehvermögen hat die 32-Jährige auch im wahren Leben bewiesen: Ihr Vater verschwand früh aus ihrem Leben, mit 15 Jahren zog sie von zu Hause aus. Inzwischen ist sie in Hollwood gelandet. Dort gaben ihr die Regie-Altmeister Brian de Palma und Ridley Scott Hauptrollen - letzterer schickt sie im Alien-Prequel „Prometheus“ (Kinostart 9. August) durchs Weltall. An diesem Donnerstag läuft zudem der eindrucksvolle skandinavische Psychothriller „Babycall“ auf deutschen Leinwänden an, in dem Rapace eine psychisch labile Mutter mit panischer Sorge um ihren Sohn spielt. Beim Filmfestival Rom bekam Rapace dafür den Preis als beste Schauspielerin - einer von zahlreichen Preisen in ihrer Filmkarriere.
Rapace spielt mit einer ungewöhnlichen Intensität junge Frauen, die zerbrechlich und verloren wirken. Verlierertypen, deren Leben in Schieflage geraten ist. Doch die zierliche Frau steckt Rückschläge weg, teilt selbst aus. In den schwedischen Originalfilmen der Stieg-Larsson-Trilogie „Millenium“ (2009) kämpfte sich die Punkerin Lisbeth Salander durch eine Männerwelt voller Korruption, Brutalität und Intrigen. Die Rolle wurde für sie zum Sprungbrett in die USA.
Ein Outsider-Rebell, der sich gegen die Macht der Konventionen behauptet - eine Spur Biografisches ist wohl in jeder Rolle von Rapace. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sagte Rapace 2010, Lisbeth Salander sei ihr etwas ähnlich „in der Art und Weise, wie sie ihr Leben meistert“. Was sie sich in den Kopf setze, ziehe sie auch durch. Wie auf der Leinwand sei sie letztlich auch im wahren Leben auf sich allein gestellt. „Niemand sonst wird meine Fehler ausbügeln oder mir zu Diensten sein.“ Im Interview mit „Welt Online“ nannte sie sich kürzlich ein „Problemkind“. „Regeln und Autoritäten provozieren mich, weil sie so fürchterlich langweilig sind.“
Da wird ihr am Set wohl selten langweilig: In ihren Filmen geht es meist darum, Regeln zu brechen. In „Prometheus“ mimt sie eine Forscherin, die das irdische Dasein überwinden will und sich aufmacht, in der Galaxis gottgleiche Wesen zu finden. Es ist beeindruckend, wie Rapace ihrer Rolle in dem Science-Fiction-Plot und blutigen Gemetzel Glaubwürdigkeit verleiht. An ihrer Seite spielen die Kinostars Michael Fassbender und Charlize Theron - doch letztlich ragt in dem Special-Effects-Spektakel nur die schauspielerische Leistung von Rapace heraus.
Immer wieder bekommen Skandinavier Parts in Blockbustern, etwa der Däne Mads Mikkelsen als Bond-Bösewicht in „Casino Royale“ (2006). Doch selten gelingt es ihnen, im Rennen um Hollywood-Rollen dauerhaft erfolgreich zu sein. Rapace hat gute Karten: In „Sherlock Holmes: A Game of Shadows“ (2011) spielte sie an der Seite von Robert Downey Junior eine naturverbundene Wahrsagerin. Brian de Palmas Drama „Passion“ und der Krimi „Dead Man Down“ an der Seite von Colin Farrell sind schon abgedreht, weitere US-Engagements sollen folgen. Rapace fühlt sich offenbar wohl in der Traumfabrik.
„Ich habe Hollywood vorverurteilt“, zitiert sie die „Los Angeles Times“. „Ich dachte, es sei ein bisschen hohler und oberflächlicher.“ Tatsächlich habe sie viele Regisseure, Produzenten und Schauspieler mit großer Leidenschaft fürs Kino getroffen. Sie habe gemerkt, dass sie mit der Vorverurteilung falsch gelegen haben. Klingt so, als ob Rapace auch künftig auf Hollywood setzt. Die Kinometropole dürfte sie wohl weiter mit offenen Armen willkommen heißen.