Norwegens Walfang in der Kritik

Oslo (dpa) - Tierschützer kritisieren Norwegen scharf wegen der Fortsetzung des Walfanges. Die Organisationen Pro Wildlife, OceanCare und Animal Welfare Institute (AWI), werfen der norwegischen Regierung vor, den Walfang systematisch zu fördern, um eine sterbende Industrie am Leben zu halten.

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In den vergangenen beiden Jahren habe Norwegen mehr Wale getötet als Japan und Island zusammen.

In dem Bericht „Frozen in Time“, den die Organisationen am Montag veröffentlichten, heißt es, dass Norwegen das kommerzielle Walfangmoratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) kontinuierlich untergrabe und den Export von Walfleisch fördere. Zudem finanziere die norwegische Regierung eine Reihe von Projekten, die den Absatz von Walprodukten wie Heilmittel und Kosmetik im Land ankurbeln sollen.

Das norwegische Fischereiministerium widersprach dem Vorwurf, das Moratorium zu ignorieren. „Wir haben der Entscheidung juristisch widersprochen und sind daher nicht daran gebunden“, hieß es in einer E-Mail an die Deutsche Presse-Agentur.

Nach Angaben der Artenschutzorganisationen fielen 2014 und 2015 in Norwegen 1396 Zwergwale den Harpunen zum Opfer. Japan habe im gleichen Zeitraum 663 Großwale getötet, Island 345. Während auf Island diplomatischer Druck ausgeübt werde und Japan für sein Walfangprogramm vor dem Internationalen Gerichtshof zu Verantwortung gezogen worden sei, bleibe Norwegen von Kritik weitgehend verschont.

Nach Angaben des norwegischen Fischereiministeriums wurden im vergangenen Jahr 660 Zwergwale gefangen. „Die geschätzte Zahl der Zwergwale in norwegischen Gewässern ist mehr als 100 000“, erklärte das Ministerium. Zwergwale (Minkwale) gehören mit rund acht Metern Länge zu den Großwalen und sind damit im Walfangmoratorium aufgenommen worden.

„In einem der weltweit modernsten und wohlhabendsten Länder ist der Walfang nicht mehr zeitgemäß“, sagt Sandra Altherr, Biologin und Mitbegründerin von Pro Wildlife in München. „Wale zu schlachten hat in einer fortschrittlichen Gesellschaft keinen Platz - es schadet dem internationalen Ansehen des Landes.“