NRW statt Paris: Eine aufstrebende Modebloggerin aus Münster

Münster (dpa) - Paris, Mailand, New York - die Modebloggerin Jana Windoffer will nicht in die große weite Welt. Ihre Heimat ist derzeit Münster, dort schreibt sie über Mode. Und das mit großem Erfolg.

Garderoben, an denen kein einziger Kleiderbügel mehr Platz findet, und ein Schrank voller Schuhe - im Zimmer von Studentin Jana Windoffer sieht es aus wie in einer Boutique. Die 24-Jährige ist Modebloggerin aus Münster. Bekleidet.net heißt ihre Seite, die im Monat mehrere Hunderttausend Mal angeklickt wird. Tendenz: steigend.

Die schlanke, junge Frau mit blonden Haaren hat erst nach der Schule angefangen, sich so richtig für Mode zu interessieren. „Anfangs habe ich im Studium mehr Geld für Klamotten als für Essen ausgegeben“, sagt sie ironisch. Zunächst studierte sie Freiraumplanung in Osnabrück - und dachte sich beim Durchstöbern von anderen Modeblogs: „Das kann ich auch.“ Dann begann sie vor vier Jahren kurzerhand selbst damit, ihre Lieblingsoutfits zu fotografieren und Styling-Tipps zu geben. Nun studiert sie passend zu ihrer Medienaffinität Kommunikationswissenschaft in Münster.

„Das ist natürlich fett“, sagt Windoffer und zieht ein Jackett mit goldenen Pailletten zwischen ihren Kleidern hervor. Kaum ein Modestück in ihrem Zimmer hat Windoffer selbst gekauft. Kistenweise schicken ihr Modeunternehmen Schuhe, Hosen und Oberteile - und hoffen, dass Windoffer sie bewirbt. Es ist so viel, das sie es kaum unterbringen kann und gern weitergibt. „Meine Freundinnen mögen mich schon sehr“, sagt Windoffer und schmunzelt.

Für die Studentin bedeutet Mode derzeit alles in ihrem Leben. Mit ihrem Blog verdient die Münsteranerin gerade so viel, dass sie die Miete und den Lebensunterhalt davon finanzieren kann. Bei Facebook folgen ihr über 8000 Menschen. Bei der wohl bekanntesten Modebloggerin Deutschlands, Jessica Weiß ( Journelles), sind es rund 14 000. Diese Verbreitungsmöglichkeit bleibt Modeunternehmen nicht verborgen.

Eine große Einnahmequelle sind sogenannte Advertorials. In Blogeinträgen stellt Windoffer dabei Kleidungsstücke vor - bezahlt wird sie dafür von den Herstellerfirmen. Die Vermischung zwischen Werbung und redaktionellen Beiträgen wird häufig kritisch gesehen. Deshalb ist es Windoffer wichtig, transparent zu sein. Sie kennzeichne diese Anzeigen ausdrücklich. „Ich bin auch eine der wenigen Bloggerinnen, die wirklich jedes Teil, das sie nicht selbst bezahlt hat, markiert“, sagt Windoffer.

Die Firmen schreiben täglich Dutzende Mails an die Studentin. Es sind so viele, dass Windoffer jetzt eine Agentur beauftragt, sich um ihr Postfach zu kümmern.

Was sie auf ihrer Internetseite präsentiert, wählt Windoffer sorgfältig aus: „Authentizität ist wichtig.“ An ihren Kleiderstangen hängen Dutzende Blusen: gepunktet, kariert, schlicht schwarz oder aus Jeansstoff. Sie habe keinen konkreten Stil, sondern trage einfach, worauf sie Bock habe. „Mode ist keine Kunst und keine Wissenschaft. Für mich muss Mode einfach gut aussehen“, sagt die Bloggerin.

Paris, New York oder Mailand - in diese Modemetropolen zieht es Windoffer nicht allzu sehr. Schon in Berlin fühle sie sich verloren. „Ich bin ein Kleinstadtkind. Münster finde ich eigentlich total schön. Hier fahren alle Fahrrad. Hier ist die Welt noch in Ordnung.“ Außerdem habe sie unter all den Modebloggern ein Alleinstellungsmerkmal.

„Ich glaube, dass NRW modetechnisch viel zu bieten hat.“ Es sei ein weites Spektrum zwischen Ruhrpott, dem etwas dekadenten Düsseldorf und Köln mit seinen Frohnaturen. Der Stil der Einwohner in Münster sei wegen der vielen Studenten sehr alternativ. „Aber vielleicht doch nicht so extraordinär - wie in Berlin.“