NS-Prozess: Angeklagter gestorben
89-Jähriger war wegen Massenmordes angeklagt.
Bonn. Einer der vermutlich letzten großen NS-Prozesse in Deutschland findet nach Angaben des Landgerichts Bonn nicht mehr statt. Dem Gericht liegt die Ablichtung einer Sterbeurkunde des Angeklagten vor, hieß es. Danach ist der 89 Jahre alte gebürtige Wolgadeutsche am 18. November dieses Jahres verstorben.
Die für NS-Verfahren zuständige Staatsanwaltschaft in Dortmund hatte dem Mann Beteiligung an NS-Massenverbrechen im Vernichtungslager Belzec in Südostpolen vorgeworfen. Laut Anklage hatte der ehemalige KZ-Wächter Beihilfe in den Jahren 1942 und 1943 zum Mord an 430 000 Juden geleistet.
Gegenüber den Ermittlern hatte der Mann seine Tätigkeit als Wachmann im KZ eingeräumt, eine konkrete Beteiligung an den Massenmorden jedoch abgestritten. Der Prozess hätte vor dem Jugendschwurgericht des Landgerichts Bonn stattgefunden, weil der Beschuldigte zu Beginn des angegebenen Tatzeitraums noch Heranwachsender war.
Laut Anklageschrift soll der Mann außerdem zehn weitere Menschen erschossen haben.